Gesundheit
Atopische Dermatitis (Canine Atopie, Umweltallergie)
Auch Hunde können an Umweltallergien leiden und es werden leider immer mehr, so dass bereits fast jeder 10. Hund betroffen ist. Auffälligstes Symptom ist extremer Juckreiz. An welchen weiteren Symptomen erkenne ich die Atopische Dermatitis beim Hund und vor allem: welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Beschreibung, Definition
Was ist Atopische Dermatitis beim Hund?
Leider werden auch bei Hunden Umweltallergien immer häufiger, so dass rund 10% der Hunde betroffen sind. Atopie bzw. Atopische Dermatitis oder auch Neurodermitis ist eine typische Umweltallergie bei Hunden. Betroffene Hunde reagieren meist auf mehrere Allergene in ihrer Umwelt, die eingeatmet oder über die Haut aufgenommen werden.
Typische Allergene können Hausstaub, Hausstaubmilben, Federn, aber auch Gräser und Pollen ähnlich beim Heuschnupfen sein. Die daraus folgende allergische Reaktion fällt uns primär durch extremen Juckreiz bei unseren Hunden auf.
Hunde, die unter einer Umweltallergie leiden, bekommen häufig auch sekundäre Hautinfektionen und Ekzeme (Seborrhoische Ekzeme aufgrund von Hefepilzen), da ihre gereizte und verletzte Haut leicht mit Bakterien oder Pilzen besiedelt wird.
Symptome
Wie äußert sich eine Atopische Dermatitis beim Hund?
Die Erkrankung taucht oft bei Hunden zwischen 1-3 Jahren auf. Sie kann sich aber auch noch in späteren Jahren entwickeln.
Zunächst kann die Atopie nur saisonal auftauchen und dann wieder verschwinden. Aber die meisten Hunde leiden früher oder später das gesamte Jahr an den Symptomen. Die Umweltallergie kann durch viele Faktoren ausgelöst werden, oft sind es Schimmelpilze, Staubmilben, Pollen von Gräsern und Bäumen oder auch Flöhe und andere Insekten.
Die Umweltallergie äußert sich mit den typischen Hautsymptomen:
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Starker Juckreiz
Starker Juckreiz ist das häufigste Symptom. Betroffene Stellen sind zunächst leicht gerötet, jucken aber bereits sehr stark. -
Am häufigsten betroffene Hautregionen
Die folgenden Bereiche sind charakteristischer Weise betroffen: Kopf und hier insbesondere die Lefzen, das Kinn und manchmal auch Augen und Ohren. Häufig sind auch die Ellenbogen, der Achselbereich und der Bauch betroffen. Typisch sind auch die Pfoten, Unterbeine und die Leisten. Bei einigen Hunden können auch Hals und Hinterteil betroffen sein. Sehr selten auch der Rücken bei vereinzelten Hunden. -
Entzündungen der Haut
Die Hunde kratzen, lecken, kauen oder reiben sich an den betroffenen Stellen. Erst mit der Zeit entstehen hierdurch Stellen und Ekzeme, die sich dann entzünden. -
Unangenehmer Geruch
Durch die zunehmenden Entzündungen entsteht oft ein unangenehmer Geruch. -
Farbveränderungen von Haut und Fell
Das Fell kann sich bräunlich verfärben durch das ständige Belecken. -
Hautveränderungen
Die Haut wird an betroffenen Stellen verdickt, faltig und hat weniger Haar.
Diagnose
Wie wird eine Atopische Dermatitis beim Hund diagnostiziert?
Wenn ihr erste Symptome wie starken Juckreiz und gerötete Hautstellen feststellt, ist ein Gang zum Tierarzt für eine weitere Diagnose sinnvoll.
1. Ausschluss von anderen Krankheiten
Wenn die Vermutung auf eine Umweltallergie besteht, ist es sinnvoll zunächst andere Krankheiten, die ähnliche Symptome zeigen, auszuschließen. Hierzu gehören:
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Flohbefall
Sehr häufig ist der Auslöser für Juckreiz ein Flohbefall, der durch einfache Tests (Flohkamm) festgestellt werden kann. Wird ein Flohbefall festgestellt, kann dieser schnell und effektiv behandelt werden. Treten die Symptome auch nach einer Flohbehandlung auf, kann parallel eine Atopische Dermatitis bestehen. Die Behandlung des Flohbefalls ist in jedem Fall wichtig. -
Futtermittelallergie
Es treten bei Hunden auch immer häufiger Futtermittelallergien aus den unterschiedlichsten Gründen auf. Futterunverträglichkeiten können durch kontrolliertes Weglassen von einzelnen Futterbestandteilen, durch eine sogenannte „Eliminationsdiät“, festgestellt werden. Diese erfolgt sehr planvoll über einen längeren Zeitraum. Am besten lasst ihr euch dazu von eurem Tierarzt oder einem zertifizierten Ernährungsberater für Hunde unterstützen.
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Räude
Auch Räude kann ähnliche Symptome zeigen. Räude kommt zwar in Deutschland selten vor, kann aber durch andere Länder eingeschleppt werden. Um Räude als Ursache für die Hautprobleme auszuschließen kann dein Tierarzt Medikamente zur Behandlung von Räude geben.
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Behandlung von Sekundärinfektionen
Die Hautinfektionen sollten in jedem Fall behandelt werden. Handelt es sich um keine Umweltallergie könnten die Hautinfektionen mit Glück durch die Behandlung abheilen (s.u.).
2. Feststellung der Allergene durch Allergie-Tests beim Hund
Wurden andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen, ist es sinnvoll, die Allergene zu bestimmen. Dies geschieht über einen Hauttest, den der Tierarzt durchführt. Hierzu werden meist unterschiedliche Allergene in die Haut gespritzt und die Reaktionen werden vom Tierarzt nach ca. 30 Minuten beurteilt. Hinweis: Da Antihistaminika oder Kortison den Hauttest beeinflussen kann, dürfen diese Medikamente einige Zeit vor dem Test nicht gegeben werden.
Therapie & Behandlung
Wie wird eine Atopische Dermatitis beim Hund therapiert und behandelt?
Zum Glück kann eine Umweltallergie bei den meisten betroffenen Hunden sehr gut behandelt werden. Die Behandlung muss jedoch oft lebenslang erfolgen und sehr wahrscheinlich von Zeit zu Zeit angepasst werden. Die folgenden Therapien, die auch miteinander kombiniert werden können, haben sich als hilfreich erwiesen:
1. Dein Hund sollte den bekannten Allergenen möglichst selten ausgesetzt werden
Hierzu muss das Allergen natürlich erst einmal identifiziert werden, z.B. durch einen Allergie-Test. Einige der Allergene können vielleicht komplett gemieden werden, bei anderen kann dies vielleicht nur mit Mühe reduziert werden. Bei Allergenen wie Gräsern ist dies natürlich gar nicht praktikabel
2. Desensibilisierung, Hyposensibilisierung (Immuntherapie)
Wenn die Allergene nicht gemieden werden können und dein Hund länger als 4-6 Monate Symptome zeigt, die nicht mit einer anderen Behandlung unter Kontrolle gebracht werden können, sollte über eine Hyposensibilisierung nachgedacht werden. Zunächst müssen auch hierfür die Allergene, auf die dein Hund reagiert, mit einem Allergen-Test identifiziert werden.
Für jeden Hund werden auf Basis des Allergie-Tests individuelle Allergenextrakte zubereitet.
Zur Hyposensibilisierung werden zunächst kleine Dosen des Allergens unter die Haut gespritzt und langsam werden die Dosen verstärkt. Meist werden während der ersten 2-4 Monate einmal wöchentlich steigende Dosen gespritzt. Eine Symptomverbesserung tritt hier durchschnittlich nach 9 Monaten ein.
3. Rush-Immuntherapie
Eine schnellere Form der Hyposensibilisierung ist die sogenannte Rush-Immuntherapie. Hierbei kann sich ein Erfolg bereits nach zwei Wochen einstellen. Hierbei bekommt der Hund die Injektionen, die eigentlich über 2-4 Monate erfolgt an einem Tag alle dreißig Minuten verabreicht. Die Symptomverbesserung soll hier ebenfalls etwas schneller nach bereits 6 Monaten im Durchschnitt eintreten.
Danach folgt alle 3 Wochen eine Dosis über 2-3 Jahre. Bei einigen Hunden ist die Gabe der Injektionen ein Leben lang nötig. Die Halter können die Injektionen aber mit Anleitung des Tierarztes später selbst verabreichen.
Ziel ist eine Allergen-Toleranz. Erste Erfolge sehen Tierärzte meist nach 3-9 Monaten. Die Erfolgsquote liegt derzeit bei ca. 60-70%. Die Kosten einer Hyposensibilisierungs-Therapie beim Hund variieren stark nach Fall und Ort und liegen bei ca. 100-300 EUR pro Jahr.
4. Immuntherapie mit monoklonalen Antikörpern
Die Therapien von Allergien werden laufend weiterentwickelt. Eine moderne Therapieform ist die Immuntherapie mit monoklonalen Antikörpern.
5. Behandlung der Sekundärinfektionen
Die Hautinfektionen sollten in jedem Fall behandelt werden, damit sie sich nicht verschlimmern. Hierzu gibt es je nach Schweregrad und Art der Infektion (bakterielle Infektion oder Hefepilzinfektion) unterschiedliche Medikamente mit entsprechenden Vor- und Nachteilen. Eine symptomatische Behandlung der betroffenen Hautstellen sollte darauf abzielen, die natürliche Barrierefunktion der Haut wieder her zu stellen. Dies kann z.B. mit Feuchtigkeit spendenden Shampoos, fettenden Salben unterstützt werden.
6. Behandlung mit Medikamenten
Liegt nur eine geringe Allergie vor, die nur wenige Monate im Jahr zu Symptomen führt, so kann eine Behandlung ausschließlich mit Medikamenten empfehlenswert sein. Medikamente der klassischen Medizin sind Antihistaminika oder Kortison. Diese Medikamente führen jedoch bei langfristiger Gabe zu teilweise schweren Nebenwirkungen und diese müssen gegenüber Alternativen und dem Nutzen immer gut abgewogen werden.
Medikamente zur Behandlung von Umweltallergien und mögliche Nebenwirkungen:
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Kortison
Typische Nebenwirkungen von Kortison sind vermehrter Durst und Appetit, die wiederum zu Gewichtszunahme und vermehrtem Urinieren führen. Magen- und Darmprobleme können zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Weitere schwere Nebenwirkungen wie Leberschäden, Haarverlust, Muskelschwächen und Infektionen können bei langfristiger Einnahme auftreten. -
Antihistaminika
Ähnlich wie beim Menschen können Antihistaminika auch beim Hund zu Müdigkeit führen. Obendrein kommt hinzu, dass sie bei Hunden als Therapie häufig nicht so gut anschlagen wie beim Menschen.
7. Hohe Dosierung von Omega-3-Fettsäuren
In den USA konnten Therapien mit hochdosierten Omega-3-Fettsäuren bei der Atopischen Dermatitis zu Erfolgen führen. Fragt hierzu am besten euren Tierarzt oder Tierheilpraktiker, der euch beraten kann. Die Dosierung liegt bei ca. 65mg EPA und DHA pro Kg Körpergewicht des Hundes am Tag. Allerdings wird eine so hohe Dosierung nicht von allen Hunden vertragen und kann in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten gehen, weshalb ihr dies am besten immer mit eurem Tierarzt abstimmen solltet.
Prognose
Wie ist die Prognose bei einer Umweltallergie beim Hund? Wird mein Hund wieder vollkommen gesund werden?
Je nach Grad der Allergie und in Abhängigkeit, ob die Allergene vermieden werden können, ist die jeweilige Prognose für den Hund zu sehen. Es ist in jedem Fall sehr beruhigend zu wissen, dass die Krankheit in über 90% der Fälle gut unter Kontrolle gebracht werden kann, so dass die Lebensqualität des Hundes kaum beeinflusst ist.
Allerdings ist die Behandlung aufwändig und dauert Zeit. Manchmal kann eine lebenslange Behandlung nötig sein. Dies bedeutet gerade am Anfang zur Diagnose der Krankheit (Ausschlüsse, Allergie-Tests, ggf. Desensibilisierung) und zur Behandlung der Hautstellen vermehrten Aufwand, der aber später abnimmt.
Laut einer Studie an 900 Hunden liegen die Erfolgsaussichten einer Hyposensibilisierung beim Hund bei 60-70%. 20% der Hunde sind nach der Hyposensibilisierung symptomfrei, bei 40% gibt es eine deutliche Reduktion der Symptome, bei 20% kommt es zwar zu einer deutlichen Verbesserung, doch ist der Aufwand sehr hoch und bei 20% der Hunde zeigt die Immun-Therapie keine Wirkung.
Ursachen & Vorbeugung
Was sind die Ursachen Name der Umweltallergie beim Hund? Kann ich einer der Erkrankung vorbeugen?
Ähnlich wie beim Menschen können Umweltallergien sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die Umweltallergien stehen sicherlich auch Verbindung mit vermehrten Umweltgiften, die in der Luft, in Spielzeugen und in industriell erstellter Nahrung gehäuft zu finden sind. Eine Vermeidung von Giften in der Umgebung eurer Hunde - soweit es möglich ist - und eine natürliche Ernährung können neben weiteren Faktoren helfen, eine Umweltallergie deines Hundes zu vermeiden.
Auch wenn eine genetische Vererbung derzeit nicht erforscht ist, so sind doch bestimmte Hunderassen häufiger betroffen als andere.
Deshalb sollte mit an Atopischer Dermatitis erkrankten Hunden besser nicht gezüchtet werden. Schaut euch beim Welpenkauf am besten die Elterntiere genau an und fragt nach der Erkrankung, um das Risiko zu verringern, dass euer zukünftiger Hund erkrankt ist.
Verstärktes Auftreten bei den folgenden Hunderassen
Bei welchen Hunderassen treten Umweltallergien häufig auf?
Im Grunde kann jeder Hund von einer Umweltallergie betroffen sein. Bei den folgenden Hunderassen wurden Umweltallergien jedoch überdurchschnittlich häufig festgestellt:
- American Pit Bull Terrier
- Bichon Frisé
- Boston Terrier
- Boxer
- Cairn Terrier
- Cocker Spaniel (Amerikanischer)
- Dalmatiner
- English Setter
- Fox-Terrier mit weißem Haar
- Golden Retriever
- Irish Setter
- Labrador Retriever
- Lhasa Apso
- Mops
- Norwich Terrier
- Scottish Terrier
- Shar-Pei
- Skye Terrier
- West Highland White Terrier
- Zwergpudel
- Zwergschnauzer
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