Training

Hundesport Obedience - Team-Arbeit für Hund und Mensch

Obedience ist eine sehr abwechslungsreiche und vielseitige Beschäftigung für den Hund, denn es wird die Teamarbeit zwischen Hund und Mensch mit sehr unterschiedlichen, artgerechten Aufgaben gefördert. Faszinierend ist insbesondere immer wieder die Kontrolle des Hundes über eine große Distanz und die dafür nötige Kommunikation mit dem Hund. Nasen- und Apportierarbeit bringen den meisten Hunden großen Spaß und  in Gruppenübungen wird gleichzeitig die Sozialverträglichkeit trainiert.

Denn: Nur Spazierengehen ist für viele Hunderassen, die ursprünglich für z.T. sehr anspruchsvolle Aufgaben gezüchtet wurden, häufig einfach zu langweilig.

Ablegen in der Gruppe im Sitzen

Es geht bei Obedience darum, dass dein Hund eine Abfolge von sehr unterschiedlichen Kommandos so exakt, freudig und so schnell wie möglich befolgt. Dabei gibt es sowohl Einzel- als auch Gruppenübungen. Es ist fast ein wenig vergleichbar mit der Hohen Schule der  Lippizaner-Pferde an der Spanischen Hofreitschule. Ein Training und viele der Elemente kann aber im Grunde  jeder mit etwas Disziplin und Übung schaffen.

Spaß und Harmonie sollten an erster Stelle bei diesem Hundesport stehen: das bedeutet auch, dass es um Harmonie im Zusammenspiel von Mensch und Hund geht und nicht um „Unterordnung“, „Drill“ oder „Zwang“. Bestrafungen des Hundes sind nicht nur verpönt sondern sind absolut verboten.

Obedience – Welche Übungen (Elemente und Kommandos) gehören zum Obedience-Training?

Es gibt sehr unterschiedliche Aufgaben im Obedience und das macht es so spannend. Hier findet ihr eine Übersicht der wichtigsten Elemente. Grundsätzlich auch bei Wettbewerben ist es so, dass es keine feste Abfolge der Übungen gibt, diese werden von dem Richter mit dem Steward oder auch Ringsteward festgelegt.

Der Steward führt dich durch die Aufgaben und gibt dir die Anweisungen, die du dann direkt mit deinem Hund ausführst. Dadurch musst du zwar nichts auswendig lernen, dich aber immer neu auf die Übungen des Stewards einstellen. Genau das wird in kleinen Schritten an den einzelnen Übungs-Elementen trainiert.

Es gibt sowohl Gruppen- als auch Einzelübungen. Die Gruppen bestehen aus 3-6 Hund-Mensch-Teams, in Ausnahmefällen auch aus 7. In Klasse 3 dürfen es nur 3-4 Teams und maximal 5 sein.

Beispiele der Übungs-Elemente beim Obedience in der Gruppe:

Gruppenübungen mit anderen Hunden trainiert die Sozialverträglichkeit und die Geduld.

Die Grundstellung – Start und Ende jeder Übung

Jede der Übungen startet und endet immer mit der Grundstellung. Wie beim „Fuß“ sitzt der Hund dafür an deiner linken Seite, den Kopf möglichst nah an deinem Bein und blickt dich aufmerksam an. Dabei soll der Hund so exakt und gerade wie möglich neben dir sitzen.

Verhalten gegenüber anderen Hunden – Leinenführigkeit

Bei dieser Gruppenübung nehmen drei bis maximal sieben Mensch-Hund-Teams teil und stellen sich zunächst in einer Reihe auf, wobei sie ca. 1 Meter Abstand zueinander haben. Nun geht der Reihe nach ein Hund-Mensch-Team in einem maximalen Abstand von 1 Meter um die anderen sowohl vorn als auch hinten herum. Dabei sollen alle Hunde ruhig, aufmerksam und freundlich bleiben. Geübt werden die Leinenführigkeit und die Gleichgültigkeit gegenüber anderen Hunden.

Stehen und Betasten – dein Hund steht ruhig in etwas Entfernung zu dir und wird vom Steward abgetastet

Dabei geht ein Hund-Mensch-Team nach Aufforderung des Stewards aus der Gruppe heraus. Dies kann sowohl an der Leine als auch ohne Leine erfolgen. Es folgt die Aufforderung zum Stehen des Hundes, dann entfernt sich der Hundeführer von seinem Hund (die Leine sollte durchhängen). Jetzt wird dein Hund vom Steward von allen Seiten betastet und muss dabei ruhig stehen bleiben. Du darfst als Hundeführer zwar deinem Hund zureden, nicht aber das Kommando Steh wiederholen.  Danach gehst du wieder an die rechte Seite deines Hundes und gehst zurück in die Gruppe.

Ablegen in einer Gruppe im Sitzen oder im Liegen

Die Hund-Mensch-Teams stehen in einer Reihe, diesmal aber im Abstand von ca. 3 Metern nebeneinander. Die Hunde werden nun abgeleint und auf Anweisung des Stewards nacheinander und je nach Obedience-Klasse in die Position Platz oder Sitz gebracht. Nun entfernen sich die Hundeführer ca. 20 Meter von ihren Hunden im normalen Schritttempo und drehen sich dann zu den Hunden um. Jetzt warten alle je nach Obedience-Klasse 1 oder 2 Minuten, wobei die Hunde in ihrer Position im Platz bleiben sollen. Sobald der Steward die Anweisung gibt, gehen die Hundeführer wieder zu ihren Hunden zurück und bringen sie in die Grundstellung.

Ablegen in einer Gruppe mit einzelnem Abrufen – die Königsdisziplin der Geduld

Der Beginn dieser Übung ist der gleiche wie bei dem Ablegen in einer Gruppe: Die Hund-Mensch-Teams stehen in einer Reihe, im Abstand von ca. 3 Metern nebeneinander. Die Hunde werden nun abgeleint und auf Anweisung des Stewards nacheinander in das Platz gelegt. Die Hundeführer entfernen sich ca. 20 Meter von ihren Hunden im normalen Schritttempo und drehen sich dann zu den Hunden um. Nach einer Wartezeit von 1 Minute und auf Anweisung des Stewards rufen die Hundeführer einzeln ihre Hunde zu sich ab. Der Hund sitzt zunächst vor, geht dann in die Grundposition.

Übungen in der Freifolge

Mit Freifolge ist gemeint, dass euer Hund ohne Leine links möglichst nah bei Fuß neben euch läuft. Euer Hund soll dabei Blickkontakt zu euch haben. Nun kommen beliebige Anweisungen zur Richtung, die möglichst exakt und schnell befolgt werden sollen. So z.B. „Vorwärts“, dann Abbiegen nach links und rechts:  „Linkswendung“, „Rechstswendung“, oder auch komplette Kehrwenden mit:  „links umkehren“, „rechts umkehren“ und das Kommando „Halt“. Alle diese Richtungswechsel und auch das Halt erfolgen ohne Kommandos.

Sitz, Platz und Steh aus der Bewegung

Der Hundeführer geht mit seinem Hund aus der Grundstellung im Fuß los. Nach einigen Metern erfolgt die Anweisung zum „Sitz“, das schnell vom Hund ausgeführt werden soll, während der Hundeführer weiter geht und sich dabei nicht zu seinem Hund umdrehen darf. Nach einigen Metern erfolgt die Anweisung zum stehen bleiben und umdrehen. Der Hundeführer geht nun zu seinem Hund zurück und geht in die Grundposition. Dieselbe Übung gibt es mit Platz oder auch mit Steh aus der Bewegung.

  • Sitz aus der Bewegung
  • Platz aus der Bewegung
  • Steh aus der Bewegung

Vorausschicken des Hundes in ein mit Pylonen abgestecktes Quadrat

Aus der Grundposition schickst du deinen Hund in ca. 10 Meter entferntes Quadrat, das mit vier Pylonen markiert ist, die im Abstand von 3 Metern zu einander stehen. Das Quadrat ist am Boden markiert. Im Quadrat muss dein Hund Platz machen bzw. sich hinlegen. Nun gehst du auf Anweisung des Stewards wieder zu deinem Hund und nimmst ihn in die Grundposition.

Abrufen des Hundes

Aus der Grundposition entfernst du dich ca. 20-25 Meter von deinem Hund. Du drehst dich zu deinem Hund und rufst ihn. Bei dieser Übung soll dein Hund schnell und in einer geraden Linie zu dir kommen. Er soll dann gerade vor dir Sitz machen oder aber in die Grundposition gehen. Schwieriger wird der Abruf, wenn der Hund auf dem Weg zu dir gerade und sauber über eine Hürde springen muss.

Apportieren von unterschiedlichen Materialien mit und ohne Hürde

Das Apportieren wird mit unterschiedlichen "Apporteln", also Gegenständen, die vom Hund zu apportieren sind, geübt. Es können Holz-Apportel mit maximal 450g und Metall-Apportel mit ca. 200g als auch Kunststoff-Apportel verwendet werden. Bei Apportieren ist es wichtig, wie der Hund den Gegenstand apportiert und wieder ausgibt. Es kann auch über Hürden in den höhere Klassen apportiert werden.

Auch das Apportieren beginnt in der Grundstellung. Der Hundeführer legt ca. 5 Meter vom Hund entfernt den zu apportierenden Gegenstand ab, dieser kann aus Holz, Metall oder auch aus Kunststoff bestehen. Auf Befehl soll der Hund diesen Gegenstand sauber apportieren. Das bedeutet, er soll weder damit spielen, noch kauen oder immer wieder mit dem Fang nachfassen. Der Hund darf den Gegenstand auch nicht fallen lassen. Kommt der Hund mit dem Gegenstand im Fang zu euch, so kann er sich entweder vor euch setzen und auf Kommando den Gegenstand ausgeben oder aber er geht sofort in die Grundstellung und gibt dort auf Befehl den Gegenstand aus.

Der Richtungsapport im Obedience: Apportieren mit Richtungsanweisung

Der Hund wird von euch gezielt zu einem von drei Bringhölzern (Mitte, rechts, links) geschickt und apportiert das von euch gewünschte Holz.

Geruchsidentifizierung: Nasenarbeit zeigt immer wieder wie gut ausgeprägt der Geruchssinn beim Hund ist

Euer Hund soll aus ca. 6 identisch aussehenden Objekten genau das Objekt herausfinden, das von euch zuvor berührt wurde, das also euren Geruch trägt.

 

Die Kontrolle des Hundes auf Distanz ist beim Obedience immer wieder faszinierend

Bei dieser Übung lenkt ihr euren Hund über Hör- und Sichtzeichen aus größerer Entfernung. Der Hund muss dabei nicht nur Sitz, Platz und Steh als Kommando auf Distanz beherrschen, sondern ebenso sich zu Markierungspunkten schicken lassen und z.B. zwischen rechts und links unterscheiden können.

Aus der Grundstellung wird der Hund in das Platz gebracht und du entfernst dich ca. 5 Meter von deinem Hund. Der Steward zeigt die Anweisungen z.B. auf einer Tafel, während er dich und den Hund nicht sehen kann und du musst deinen Hund nun ins Sitz, Platz oder Steh bringen.

Gehorsam, auch wenn ihr außer Sicht seid

Euer Hund behält die von euch gewünschte Position (Platz, Sitz, Steh) bei, auch wenn ihr für einen gewissen Zeitraum außer Sicht des Hundes seid.

 

Obedience-Wettkämpfe

Welche Klassen und Bewertungen gibt es bei den Obedience-Wettkämpfen? Welche Übungen muss ich in welcher Klasse absolvieren?

Bei Obedience-Wettkämpfen gibt es die folgenden vier Klassen, die unabhängig von der Größe der Hunde, sondern von ihrem Alter und von ihren in den Wettkämpfen erzielten Ergebnissen sind. In Deutschland gibt es vier Klassen, wobei die ersten den Prüfungsordnungen des VDH unterliegen, die Klasse 3 aber den internationalen Richtlinien der FCI unterstehen. An den Wettkämpfen kann ab einem Mindestalter des Hundes teilgenommen werden. Hier findet ihr einen Überblick der Klassen und der jeweiligen Übungen dieser Klassen, wie sie in der Obedience-Prüfungsordnung des VDH ab 2016 gelten:               

Anfänger/Beginner-Klasse – Mindestalter des Hundes 15 Monate

Übungen Beginner-Klasse:

  1. Verhalten gegenüber anderen Hunden
  2. Stehen und betasten
  3. 2 Minuten Liegen in einer Gruppe, Hundeführer in Sicht         
  4. Freifolge
  5. Sitz oder Platz aus der Bewegung
  6. In ein 10 Meter entferntes Quadrat schicken mit Platz
  7. Abrufen
  8. Apport auf ebener Erde
  9. Distanzkontrolle aus 5 Meter mit 2 Wechseln
  10. Um ein 10 Meter entferntes Pylon herumschicken
  11. Gesamteindruck

Klasse 1 – Mindestalter des Hundes 15 Monate

Übungen Klasse 1:

  1. 1. 1 Minute Sitzen in einer Gruppe, Hundeführer in Sicht                                            
    2. Freifolge                                                                                                      
    3. Steh aus der Bewegung
    4. Abrufen
    5. Sitz oder Platz aus der Bewegung
    6. In ein 15 Meter entferntes Quadrat schicken mit Platz
    7. Holzapport
    8. Distanzkontrolle aus 5 Meter mit vier Wechseln
    9. Abrufen über eine Hürde
    10. Gesamteindruck

 Klasse 2 – Mindestalter des Hundes 16 Monate

Übungen Klasse 2:

  1. 2 Minuten Liegen in einer Gruppe, Hundeführer in Sicht
  2. Freifolge
  3. Steh und/oder Sitz und/oder Platz aus der Bewegung
  4. Abrufen mit Steh
  5. In ein 15 Meter entferntes Quadrat schicken mit Platz und abrufen
  6. Apportieren mit Richtungsanweisung
  7. Geruchsidentifizierung aus 6 Holzgegenständen
  8. Distanzkontrolle aus 10 Meter Entfernung
  9. Metallapport über eine Hürde
  10. Gesamteindruck

Klasse 3 – Mindestalter des Hundes 17 Monate

Hier gelten nicht die Regeln des VDH, sondern die internationalen Regeln der FCI (seit 01.01.2016).

Übungen Klasse 3:

  1. 2 Minuten Sitzen in einer Gruppe, Hundeführer außer Sicht
  2. 1 Minute Liegen in einer Gruppe mit abrufen
  3. Freifolge
  4. Steh, Sitz und Platz aus der Bewegung
  5. Abrufen mit Steh und Platz
  6. In ein Quadrat schicken mit Richtungsanweisung, Platz und abrufen
  7. Holzapport mit Richtungsanweisung
  8. Um ein Pylon senden, Steh/Sitz oder Platz und Holzapport mit Richtungsanweisung über einen Sprung
  9. Geruchsidentifizierung aus 6-8 Holzgegenständen
  10. Distanzkontrolle aus 15 Metern 

Punktesystem zur Bewertung

Die einzelnen Übungen werden mithilfe eines Punktesystems bewertet, das folgende Benotungen vorsieht:

  • 256-320 Punkte: Vorzüglich (80%)
  • 224-255,5 Punkte: Sehr gut (70%)
  • 192-unter 223,5 Punkte: Gut (60%)

Obedience – Für wen ist Obedience geeignet? Welche Voraussetzungen müssen Hund und Mensch mitbringen?

Das Schöne an Obedience ist, dass auch alte Hunde und Hunde aller Größen und Rassen teilnehmen können. Es bedarf keiner besonderen Fitness, aber dein Hund sollte die Grundkommandos gut kennen und möglichst auch leinenführig und freiläufig sein.

Wenn du dann Spaß an kontinuierlicher Arbeit gemeinsam mit deinem Hund hast, Geduld für das langsam aufgebaute Training der einzelnen Elemente hast, dann wird dir sicherlich Obedience gefallen.

Bei den Wettbewerben ist ein Mindestalter des Hundes vorgeschrieben.

 

Ich habe Lust auf Obedience – wo kann ich starten?

Obedience lernt ihr am besten mit einem erfahrenen Trainer, der Gruppentrainings anbietet. Diese findet ihr in guten Hundeschulen oder auch in Hundevereinen, die dem VDH angeschlossen sind.

 

Die Geschichte des Hundesports Obedience - was hat Obedience mit Schutzhundtraining zu tun?

Obedience ist in Deutschland eine noch recht junge Hundesportart, die aus England kommt. Aber so ganz neu sind die Übungen auch in Deutschland nicht, sie ähneln auch Aufgaben aus den Prüfungen für Schutz- und Rettungshunde. Allerdings geht es beim Obedience-Training nicht um den Drill, sondern um ein harmonisches Miteinander von Hund und Mensch. Die Übungen sollen auch präziser, schneller und mit Freude ausgeführt werden.

Allerdings sollte man wissen, dass Obedience in Großbritannien auch deshalb beliebt wurde, da Schutzhund-Ausbildungen dort nicht wie in Deutschland für Laien erlaubt sind. Doch stehen hier im Gegensatz zu manchem Schutzhundtraining in Deutschland Vertrauen, Harmonie und Spaß beim Training im Vordergrund und Bestrafungen des Hundes sind absolut verboten.

In Großbritannien war Obedience zunächst Teil der „working trials“, der Vielseitigkeitsprüfungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1949 gab es die erste Obedience-Prüfung in London. 1951 kam der Durchbruch, als Obedience erstmals auf der riesigen Hundeshow Crufts vorgestellt wurde. 1989 fand in Kopenhagen die erste Obedience-Weltmeisterschaft statt. Seit 2002 gibt es auch in Deutschland eine Prüfungsordnung für Obedience.

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