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Unterschätzte Gefahr: Hunde sterben schnell am Hitzschlag im Auto

Bei Sonne kann sich ein Auto sehr schnell zur Todesfalle für Hunde entwickeln

Leider sterben immer noch jedes Jahr Hunde an sonnigen Tagen qualvoll in abgestellten Autos. Dabei gibt es viele Kampagnen, um Hundehalter aufzuklären, so dass eigentlich jeder Halter Bescheid wissen sollte.

Doch selbst als erfahrener Hundehalter unterschätzt man schnell die Temperatur-Entwicklung im Auto bei Sonnenschein. Bereits im Frühjahr können sich ab einer Außentemperatur von 16°C nach kurzer Zeit im Auto lebensbedrohliche Temperaturen entwickeln.

Viele Hundehalter wissen auch nicht, dass Hunde besonders empfindlich gegenüber Wärme reagieren und ihre Körpertemperatur vor Hitze nicht gut schützen können. Den Hund bei Sonne im Auto zu lassen kann tödlich enden und wird mit hohem Bußgeld oder auch mit Freiheitsstrafen geahndet.

Temperatur-Entwicklung im Auto

Hunde haben mit ca. 39,5 °C eine höhere Körpertemperatur als wir Menschen. Sie können diese aber bei steigenden Außentemperaturen nicht über Schwitzen wie wir Menschen ausgleichen. Sie müssen hecheln, um über die Flüssigkeiten der Nasenschleimhäute und des Maulbereichs ihre Körpertemperatur auszugleichen.

Bereits bei Außentemperaturen von 22-25°C reduzieren Hunde ihre Aktivität und suchen den Schatten und Wasser, um ihre Körpertemperatur zu halten.

Ab 28-30°C reicht das Hecheln zum Halten der normalen Körpertemperatur schon nicht mehr aus und die Körpertemperatur des Hundes beginnt zu steigen.

Eine Überhitzung des Körpers kann aber bereits ab 41°C lebensbedrohlich werden. 

Die tragischen Fälle in Deutschland

Es passiert wie gesagt leider immer wieder, deshalb solltet ihr die Augen offen halten und Bekannte informieren. Ob aus Nachlässigkeit, Unwissenheit oder Ignoranz: Für die Hunde ist es immer dieselbe Todesqual.

TASSO (Europas größtes Hunderegister) hat hier die besonders schweren Fälle von Überhitzungen von Hunden in Autos 2022 und der letzten Jahre aufgeführt. 

So schnell heizt das Auto bei Sonnenschein auf

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass es selbst mir als langjähriger Hundehalterin passiert ist, dass ich die Entwicklung der Temperaturen im Auto im Frühling unterschätzt habe. Es war Anfang März und ich wollte kurz in einem Möbelhaus zwei Produkte erstehen, von denen ich genau wusste, wo sie waren.

Die Temperaturen waren noch niedrig, so dass ich eher befürchtete, es wäre für meine Hündin Esta zu kalt im Auto beim Warten, denn sie besaß keine Unterwolle. Ich brauchte auch nur eine halbe Stunde, doch als ich zurückkam, war die Sonne zum Auto gewandert und Esta saß bereits hechelnd auf der Rückbank.

Ich bekam ein sehr schlechtes Gewissen und habe sie sofort aus dem Auto genommen und ihr Wasser gegeben. Alles ist gut gegangen, aber es war mir eine Lehre, wie schnell es im Auto für den Hund zu warm werden kann.

Die schnelle Temperatur-Entwicklung bei Sonneneinstrahlung, haben Wissenschaftler der Uni Georgia genau erforscht:

Temperatur-Entwicklung im Fahrzeug bei Sonneneinstrahlung

Außen-temperatur

      Innentemperatur im Auto 

°Celsius

5 Min.: + 4°C

10 Min.: + 7°C

30 Min.: +16°C

60 Min.: +26°C

18°

22°

25°

34°

44°

20°

24°

27°

36°

46°

22°

26°

29°

38°

48°

24°

28°

31°

40°

50°

26°

30°

33°

42°

52°

28°

32°

35°

44°

54°

30°

34°

37°

46°

56°

32°

36°

39°

48°

58°

34°

38°

41°

50°

60°

36°

40°

43°

52°

62°

38°

42°

45°

54°

64°

40°

44°

47°

56°

68°

 
 

 

Quelle: Andrew Grundstein, University of Georgia "Quantifying the heat-related hazard for children in motor vehicles" 

 

Irrtümer aufgeklärt - sie können tödlich enden

Bei 18°C und Sonne in 30 Minuten auf 34°C

Selbst bei 18°C Außentemperatur kann es nach einer halben Stunde im sonnenbeschienenen Auto bereits zu Temperaturen um die 34°C kommen, was eindeutig zu heiß für Hunde ist. Sie können diese Temperaturen nicht mehr ausgleichen und trotz starkem Hecheln beginnt ihre Körpertemperatur zu steigen.

In 5 Minuten 4°C mehr

Innerhalb von nur 5 Minuten steigt die Temperatur um +4°C, so dass es ab einer Außentemperatur von 24°C bereits nach 5 Minuten im sonnigen Auto für Hunde sehr kritisch werden kann. Auch für eine kurze Besorgung oder einen kurzen Kaffee darf der Hund nicht im Auto bleiben. 

Selbst diese kurze Zeit reicht, um kritische Temperaturen beim Hund zu erreichen. Hunde haben obendrein bei Hitze einen hohen Wasserverlust, da sie ihre Temperatur mithilfe von Hecheln über die Schleimhäute kühlen.

Haben sie keine Möglichkeit zu trinken, steigt die Körpertemperatur an und es kommt zu einem Hitzschlag. Auch ein leicht geöffnetes Fenster und etwas Wasser reicht nicht aus, um das Auto zu kühlen. Also den Hund lieber zuhause lassen oder er wartet mit einer anderen Person draußen im Schatten.

Aber ich kann doch den Hund auch bei Sonne im Auto lassen, wenn ich….

 

Nur fünf Minuten einkaufe... 

Leider nein, denn auch dies kann deinem Hund zu viel Hitze und Stress bereiten. Abgesehen davon, dass du nie weißt, ob es wirklich nur 5 Minuten dauern wird.

Offene Fenster habe... 

Sicherlich ist es kühler für den Hund, wenn die Autofenster geöffnet sind und zwar möglichst weit und mit Fenstergittern gesichert werden. Doch auch diese geben häufig nicht genug kühle Luft in das Auto, so dass es trotzdem zu einer Überhitzung kommen kann.

Die Hundebox hinten im offenen Kombi lasse... 

Auch dies ist nicht immer ausreichend. Die meisten Hundeboxen sind nicht gut durchlüftet, so dass es auch hier zu Überhitzung kommen kann. Außerdem ist es immer eine Gefahr, den Hund in der Box für andere erreichbar stehen zu lassen. Für manche Hunde ist dies auch eine stressige Situation, die sie zusätzlich erhitzt.

Ich eine Standkühlung/Klimaanlage im Parkmodus habe... 

Eine Klimaanlage mit Standkühlung ist eine feine Sache. Doch kann ich mich auf die Kühlung des geparkten Autos zu 100% verlassen? Was ist, wenn doch nicht ausreichend Benzin im Tank ist oder die Anlage aus irgendeinem Grund ausfällt oder nicht anspringt? Abgesehen davon ist dies natürlich keine umweltfreundliche Lösung.

Selbstversuch kann Augen öffnen

Der folgende Selbstversuch kann Augen öffnen: setzt euch in ein Auto, das in der Sonne steht. Lasst die Fenster einen Spalt geöffnet und habt ein Thermometer und eine Uhr dabei.

Bleibt für dreißig Minuten in dem Auto und ihr werdet sehen, wie schnell es sich aufheizt. Aber nicht nur das, ihr werdet die Hilflosigkeit und die Angst besser nachvollziehen können, wenn es immer drückender und heißer wird.

Als Hund weißt du nicht, wann dein Mensch wieder kommt und hast keinerlei Kontrolle. Für uns Menschen ist bereits heiß und fordernd, aber wir können Schwitzen. Ein Hund kann dies nicht so gut wie wir und daher steigt die Körpertemperatur und der Hund verliert Energie und langsam aber sicher auch das Leben. Es ist ein furchtbarer, langsamer Tod mit sehr viel Panik. 

Und bitte macht diesen Test nicht, wenn ihr nicht gesund und fit seid.

Lasse deinen Hund bei Sonne niemals allein im Auto

Deshalb ist die oberste Regel: Lasse deinen Hund niemals bei Sonne allein im Auto. Auch nicht für fünf Minuten. Einfach niemals.

Wir schätzen das Wandern der Sonne und den Anstieg der Temperatur im Auto einfach falsch ein und das kann tödlich für unseren Liebling enden. Selbst im Frühjahr bei noch kühlen Außentemperaturen kann das Auto zu sehr aufheizen.

Deshalb noch einmal: Lasst eure Hund bei Sonne nicht allein im Auto. Es ist schlimmer als wir uns vorstellen können.

So erkennt ihr eine Überhitzung beim Hund

  • Starkes Hecheln, Atemprobleme
  • Speicheln, Sabbern
  • Die Zunge hängt sehr weit heraus
  • Der Hals wird langgestreckt
  • Hund ist unruhig und nervös bis panisch
  • Hund hat Durchfall, erbricht
  • Hund zittert
  • Hund ist bewusstlos

Hier findet ihr weitere Infos zu den Symptomen des Hundes bei Hitzschlag

Was tun, wenn ein Hund im Auto leidet

Helft, wenn ihr einen hechelnden Hund in einem parkenden Auto bei sommerlichen Temperaturen in der Sonne seht! Schaut nicht weg, sondern werdet aktiv, denn in kurzer Zeit könnte das Auto für den Hund zur tödlichen Falle werden.

So geht ihr am besten vor:

Versucht, den Tierhalter zu finden

Versucht, den Halter zu finden und klärt ihn auf, wie schnell ein tödlicher Hitzschlag beim Hund entstehen kann. Lasst den Fahrer des Fahrzeuges ausrufen, sofern ihr ihn in einem Laden vermutet. Wenn dies nicht gelingt, geht zum nächsten Schritt über.

Örtliche Polizei oder Feuerwehr informieren

Verständigt die örtliche Polizei oder Feuerwehr und folgt deren Anweisungen. Die Polizei kann den Fahrzeughalter ermitteln und versuchen, ihn zu erreichen. Besteht eine Lebensgefahr für den Hund und der Halter ist nicht auffindbar und erreichbar, so kann die Polizei oder Feuerwehr den Hund aus dem Auto befreien.

Lebensgefahr für den Hund: Scheibe einschlagen

Sofern für den Hund eine lebensgefährliche Situation besteht, seid ihr auch berechtigt, die Scheibe des Fahrzeugs einzuschlagen, um den Hund zu befreien. Am besten dokumentiert ihr das Leid des Hundes mit Fotos oder Videos und sprecht dies mit der Polizei oder der Feuerwehr am Telefon oder auch mit anderen Zeugen in der Umgebung ab.

Erste-Hilfe  – lokalen Tierrettungsdienst anrufen

Wenn ihr den Hund aus dem Auto befreit habt, ist es wichtig, den Hund zu sichern (nicht, dass er im Schock wegläuft oder vor ein Auto läuft) und ihn dann so schnell wie möglich ins Kühle zu bringen und langsam zu kühlen. Ist der Hund bei Bewusstsein, könnt ihr ihm Wasser anbieten und die Beine mit feuchten Tüchern kühlen. Ihr könnt auch parallel die Tierrettung informieren, damit sie so schnell wie möglich vor Ort ist und den Hund tierärztlich versorgen kann und ihn übernimmt.

Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Hitzschlag findet ihr in diesem Artikel

Hohe Strafen möglich: So sieht die juristische Lage aus

Hunde an sonnigen Tagen im Auto zu lassen, stellt einen Verstoß gegen den §8 "Fütterung und Pflege" der Tierschutz-Hundeverordnung ( TierSchHuV) dar. 

Demnach hat die Betreuungsperson des Hundes dafür zu sorgen, dass der Hund ausreichende Frischluft und angemessene Lufttemperaturen erhält, wenn er ohne Aufsicht in einem Fahrzeug verbleibt. Ist dies nicht der Fall, handelt es sich um Tierquälerei, die nach dem Tierschutzgesetz geahndet werden kann. 

Wie hoch die Strafen sind, hängt von der Einschätzung der jeweiligen Gerichte ab. Es kann sowohl eine Straftat als auch eine Ordnungswidrigkeit vorliegen. Hierbei ist die Frage zu klären, ob der Hundehalter fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat. Bei einer Straftat kann sogar eine Gefängnisstrafe bis zu 3 Jahren drohen (§17 TierSchG) oder bei einer Ordnungswidrigkeit ein Bußgeld bis zu 25.000 EUR (§18 TierSchG). Ebenso kann ein befristetes oder lebenslanges Tierhalteverbot verhängt werden.

Nur selten wird dieses Delikt als Straftat eingeordnet, doch es kommt vor und es ist sogar schon eine Gefängnisstrafe von einem Jahr ohne Bewährung verhängt worden.

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