Training

Der Rückruf beim Hund (Rückruftraining)

Der funktionierende Rückruf des Hundes ist eines der wertvollsten Signale, das wir unserem Hund für ein gutes Zusammenleben beibringen können. Nur mit einem funktionierenden Rückruf können wir ihm die gewünschte Freiheit geben, sich auch ohne Leine in der Natur zu bewegen. Der Rückruf kann ein lebensrettendes Signal in Gefahrensituationen sein. Es lohnt sich also, das Rückruftraining mit deinem Hund konsequent und mit Geduld Schritt für Schritt zu trainieren.

So froh, schnell und eifrig wünscht man sich seinen Hund beim Rückruf

Die Herausforderung beim Rückruf ist vom Hund abhängig

Es gibt viele Methoden und jeder Hund bringt je nach Rasse, Alter und Sozialisierung andere Herausforderungen beim Rückruf mit sich. Hat ein Hund bereits einen starken Jagdtrieb ausgelebt, so ist das Training für den Rückruf langwieriger und vielleicht ist professionelle Hilfe in Form eines Anti-Jagdtrainings sinnvoll. Auch ist der Jagdtrieb je nach Hunderasse natürlich vollkommen unterschiedlich ausgeprägt. Wenn der Hund nicht auf das Rückruf-Signal kommt, sind die äußeren Anreize einfach größer und das ist leider gar nicht so verwunderlich. Ziel ist es also, dass ich mich in einem gezielten Rückruf-Training attraktiver als die für den Hund verlockende Umwelt mache.

Einen 100%igen Rückruf gibt es nicht - aber über 90% ist ja auch gut

Das bedeutet auch, dass es den 100%ig funktionierenden Rückruf aus meiner bescheidenen Sicht nicht gibt. Ich bewundere Leute, die ihre Hunde auch an befahrenen Straßen frei laufen lassen und viele davon sind beeindruckend gehorsam. Gleichzeitig sagen aber auch diese Hundehalter, dass es keine 100%ige Sicherheit gibt. Daher überlegt sehr gut, wo ihr euren Hund frei laufen lasst, damit ihr ihn keiner Gefahr aussetzt.

Die Schritte für einen gelingenden Rückruf

Gleichbleibendes Rückruf-Signal festlegen

 

Lege ein immer gleichbleibendes Signal für den Rückruf fest, das du konsequent nur für den Rückruf verwendest. Überlegt euch ein Signal, das ihr zukünftig für den Rückruf eures Hundes verwenden werdet. Behaltet dieses Signal konsequent bei und vereinbart dieses Signal auch mit allen anderen Familienmitgliedern oder Personen, die den Hund betreuen. 

Pfeife oder Signal-Wort?

Es kann sich entweder um einen Pfiff aus der Pfeife handeln oder um ein Signal-Wort.

Der Vorteil bei der Pfeife: das Signal klingt immer gleich und es schwingen keine Emotionen wie Aufregung oder Ärger von dir mit, die den Hund ablenken könnten. Auch ist sie über größere Distanz gut hörbar. Der Nachteil einer Pfeife: Ich muss die Pfeife immer bei mir und schnell parat haben. Ohne Pfeife hört der Hund vielleicht weniger gut auf mich.

Bei einem Signal-Wort wählt ihr einen möglichst kurzen, wohlklingenden und prägnanten Begriff, den ihr sonst nicht häufig verwendet. Worte oder Wortlaute, die gut funktionieren sind z.B. "Hier", "Zu mir", "Komm" oder ähnliches.

Der Ton macht die Musik: Rufe freundlich, nicht zu laut und locke den Hund

Auch der Ton macht die Musik: Wenn ihr den Begriff verwendet und den Hund heranrufen möchtet, so soll der Hund damit zunächst Spaß, Freude und Positives verbinden. Der Hund achtet mehr auf deinen Tonfall als auf das gesprochene Wort. Daher: bemühe dich um einen hohen, freundlichen, vielleicht auch lang gezogenen Tonfall bei dem Wort. Rufe ich dagegen herrisch-mürrisch oder brülle ein „Hierher!!!!“, so wird der Hund keine positive Assoziation zu dem Wort herstellen. Es ist von Vorteil sein, das Signal-Wort nicht laut zu verwenden. Euer Hund verfügt über ein sehr gutes Gehör. Der Vorteil: Wenn ihr das Signal-Wort im Notfall lauter verwendet, hat es eine besondere Bedeutung für den Hund.

Körper vom Hund wegdrehen

Achte auf deine Körperhaltung beim Rückruf deines Hundes: Wende dich von deinem Hund ab, wenn du ihn rufst. Deine Körperhaltung beim Rückruf hat einen großen Einfluss auf das Funktionieren des Rückrufs. Hunde achten mehr auf Körpersprache als auch Worte, daher sollte dein Körper auch signalisieren: komm mit mir, komm in meine Richtung!

Dreh dich daher vom Hund weg, als ob du von ihm weglaufen möchtest: drehe Oberkörper und Füße in die Richtung, in die sich der Hund bewegen soll. Drehst Du dich zu deinem Hund, beugst dich gar ihm entgegen, kann er dies als Spielaufforderung oder gar als Bedrohung empfinden und rennt entweder spielend davon oder kommt nur mit einem schlechten Gefühl.

Belohne deinen Hund, wenn er auf Rückruf kommt

Es soll ein tolles Erlebnis für deinen Hund sein, zu dir zu kommen – niemals darf er bestraft werden! Der Rückruf soll für den Hund immer ein tolles Erlebnis, ein großer Spaß, eine "Party" sein. Du freust dich "wie Bolle", dass dein Hund kommt und zeigst es ihm mit Tonfall, Körpersprache und mit einer Belohnung. Dein Hund soll sich wohl fühlen, wenn er zu dir kommt und absolut keinerlei Strafe oder negative Gefühle damit verbinden.

Wie mache ich das Zurückkommen des Hundes auf Signal zu einem tollen Erlebnis?

Was den Hund erfreut und was er als Belohnung empfindet kann von Hund zu Hund unterschiedlich sein und du solltest herausfinden, was er wirklich mag.  Folgende Belohnungen mögen die meisten Hunde, aber natürlich gibt es noch weitere:  

  • Belohnung mit Fressbarem (primäre Bestärkung)

    Hier sollte es nicht das alltägliche Futter sein, sondern schon etwas Besonderes. Dein Hund weiß am besten, was er mag. Probiere es aus und schau genau hin, auf was dein Hund wirklich abfährt. 

  • Lob mit der Stimme (sekundäre Bestärkung)

    Am besten wählst Du auch für das Lob ein Wort, das du immer verwendest und für das der Hund am Anfang immer eine Belohnung erhält. Auch dies sollte bei einem Signal-Wort ein eindeutiges und positives Wort sein wie z.B. "Gut", "Prima", "Klasse", "Fein". Mit einer Wortkaskade an Lob kannst du deinen Hund verwirren. Daher lohnt es sich, ein Wort zu wählen und am Anfang dem Hund immer nach dem Wort z.B. ein Superleckerchen zuzustecken.

  • Clicker-Geräusch (sekundäre Bestärkung)

    Wenn du deinen Hund bereits an einen Clicker zum Training gewöhnt hast, kann auch der Clicker im Training ein belohnendes Signal sein. 

  • Spiele

    Du kannst deinen Hund auch mit einem Spiel belohnen, das ihm Spaß bringt. So z.B. wie Ballwerfen, Zerrspiele oder auch Such-Spiele.

Tipp: Das solltest du vermeiden

Beim Üben des Rückrufes ist es noch nicht sinnvoll, von deinem Hund ein Sitz vor dir mit dem Kommen zu verlangen. Dein Hund könnte dann denken, dass er für das Sitzen und nicht für das Kommen belohnt wird. Wir möchten aber, dass er sich für das Kommen belohnt fühlt. 

Langsamer und dauerhafter Aufbau des Rückruftrainings zahlen sich aus

Starte unter wenig Ablenkung und mit geringem Abstand zu dir

Verlässlicher Aufbau des Rückrufs bedeutet auch, dass ich meinen Hund nicht sofort schwierigen Situationen mit großer Ablenkung aussetze, wenn ich trainiere. Ich möchte es meinem Hund zunächst erleichtern, Erfolge zu haben. Wenn wir z.B. Schwimmen lernen, starten wir nicht bei starkem Wellengang oder auf hoher See sondern in einem seichten, flachen Pool und wahrscheinlich auch mit Schwimmflügeln oder dem Schwimmlehrer in sicherer Nähe

Welche Ablenkungsmöglichkeiten gibt es? Was sind leichte und was schwere Ablenkungen?

Was deinen Hund ablenkt, kann dir dein Hund am besten selbst direkt zeigen. Es ist nämlich von Hund zu Hund durchaus unterschiedlich. Während der eine Hund döst, während neben ihm kleine Kinder schreien und spielen, bringt es den anderen Hund komplett aus der Fassung. Straßenlärm kann für den einen Hund nebensächlich und für den anderen Hund total aufregend sein. Insofern beobachte deinen Hund einmal, um dir darüber klar zu werden, welche Ablenkungen für ihn harmlos sind und welches starke Ablenkungen für ihn sind.

Mögliche Ablenkungen könnten sein:

  • Andere Hunde kommen mir entgegen
  • Katzen oder Eichhörnchen, die über den Weg laufen
  • Vögel die im Gebüsch sind
  • Rehe im Wald
  • Jogger, die an mir vorbeilaufen
  • Laufende, laute Kinder
  • Radfahrer
  • Geräusche der Nachbarn
  • Bellende Hunde in der Nachbarschaft
  • Blätter im Wind
  • Personen, die dir auf dem Fußweg entgegenkommen
  • Autos und Autolärm
  • Pferde z.B. auf Reitwegen neben deinem Spazierweg
  • Rollerfahrer

Übe täglich, wenn nichts "los" ist und starte immer einfach

Und jetzt geht es gaaanz einfach los. Zunächst möchten wir dass unser Hund das Signal positiv verknüpft. 

 

Signal oder Signal-Wort eintrainieren

Je nach Ausgangssituation (handelt es sich um einen Welpen, der euch noch automatisch folgt oder bereits um einen schon älteren Hund) könnt ihr im ersten Schritt das Signal, also Signal-Wort oder Pfeifenpfiff, eintrainieren.

Auch hierzu gibt es unterschiedliche Methoden, zwei davon, die bei meinen Hunden gut funktioniert haben, stelle ich euch hier vor:

Signal eintrainieren mit Belohnung

Damit mein Hund das Signal versteht, verknüpfe ich es zunächst mit etwas Positivem, einer sogenannten primären Belohnung, also einfach gesagt einem Super-Leckerli. Ich sage das Wort oder pfeife und gebe dem Hund das Leckerli und zeige große Freude und lobe den Hund. Das wiederhole ich hintereinander mehrmals, vielleicht zehnmal.

Spielerische erste Phase des Rückrufs bei Welpen, funktioniert aber auch bei allen anderen Hunden

Dein Hund soll bei diesem Rückruf-Spiel denken, dass es das Tollste überhaupt ist, zu dir zu kommen.

Und so einfach geht es:

  • Du rufst deinen Hund mit deinem Signal-Wort für das Kommen, wenn er zunächst nur 1-2 Meter von Dir entfernt ist.
  • Du drehst dich seitlich nach hinten, als ob du weglaufen wolltest und klatscht in die Hände oder machst mit anderen Geräuschen auf dich aufmerksam, die dein Hund spannend findet. Schaut er, läufst vor dem Hund weg. Ja, richtig gehört ;0) Bei Welpen ist dies natürlich einfacher, da sie dir zu Beginn fast immer folgen werden.
  • Sobald sich dein Hund in deine Richtung bewegt, lobst du ihn verbal (am besten mit dem Signal-Wort dafür, wenn du schon eines hast. Ansonsten ist es gut, ein Signal-Wort für das Lob zu haben, bei dem dein Hund immer etwas Tolles bekommt.) 
  • Sobald dein Hund bei dir angelangt ist: Party-Time! Dein Hund bekommt das tollste Leckerli, du freust dich wahnsinnig, also mit hoher Stimme und begeisterter Körpersprache und streichelst ihn, sofern er das gern mag. 

Zu Beginn: Geringe Entfernung, keine Ablenkung

Jetzt trainiere ich am besten im Haus oder im Garten ohne Ablenkung und auf sehr geringe Distanz von ca. 2 Metern und bei Bedarf auch an der Leine weiter. Ich gebe wieder das Signal und wenn der Hund zu mir kommt, gebe ich ihm sofort die Belohnung, lobe ihn mit meinem Signal-Wort dafür überschwänglich. Auch dies wiederhole ich ca. 5-10 Mal. Ich schließe die Übung immer mit einem Erfolg ab und kann dies mehrmals am Tag üben.

Entfernung langsam steigern, ohne Ablenkung

Nun steigere ich langsam die Entfernung auf z.B. auf 5 Meter. Hier kann ich z.B. ohne Leine zu arbeiten beginnen und nehme mir eine zweite Person, die mit mir trainiert: abwechselnd geben beide Personen das Signal und dann die Belohnung mit großer Freude. Ein tolles Spiel! Bei jedem neuen Schritt kann ich meinem Hund einen „Jackpot“ in Form einer besonders tollen und überschwänglichen Belohnung geben.

Nun steigere ich die Distanz als auch sehr langsam die Ablenkungen, die in der Umgebung auf den Hund einwirken. Ist er zu sehr abgelenkt, so dass der Rückruf nicht funktioniert, muss ich einen Schritt zurückgehen. 

Was Du niemals tun solltest

Niemals, wirklich niemals das Rückruf-Signal mehr als zweimal geben ohne dass der Hund kommt

Im Grunde ist dies ein Training für euch: Wir tendieren dazu, mit vielen Worten mit dem Hund zu kommunizieren. Das ist aber bei Signal-Wörtern (oder auch Pfiffen) nicht hilfreich. Wir wollen ja den Hund dazu erziehen, dass er zuverlässig auf das Signal kommt.

Übe in immer neuen Situationen – dein Hund soll sich gut fühlen

Was sind negative Gefühle, die mein Hund mit einem Rückruf verbinden kann?

Hunde lernen sehr schnell: Wenn du deinen Hund immer nur rufst, wenn er danach angeleint wird und es direkt nach Hause geht, so wird er schnell etwas Negatives damit verknüpfen und nicht mehr kommen. Ein typischer Anfängerfehler, der mir auch passiert ist: Mein erster Hund Spike hatte sehr schnell verstanden, dass ich, wenn ich ihn morgens nach dem Spaziergang und dem Tollen auf der Hundewiese rief, anleinte und eilig nach Hause wollte, denn ich musste ja zur Arbeit und wollte ihn solange wie möglich noch mit den anderen Hunden spielen lassen. Natürlich kam er irgendwann auf mein Signal nicht mehr, sondern hüpfte fröhlich zu den anderen Hunden.

Was wir nicht wollen: Die Aufmerksamkeit des Hundes beim Rückruf auf die Ablenkung richten

Wenn du deinen Hund nur dann rufst, wenn du z.B. Wild siehst oder den gefährlichen Hund oder die läufige Hündin, so wird er sich erst einmal umsehen, was denn Spannendes da ist, wenn du ihn rufst. Auch dies ist ein typischer Anfängerfehler, der mir mit meiner zweiten Hündin Esta passiert ist: Sie hatte einen durchaus ausgeprägten Jagdtrieb, ich konnte sie aber noch abrufen, wenn das Wild noch in guter Entfernung war. Also rief ich sie und mit der Zeit fing sie an, nach meinem Rückruf sich erst einmal umzusehen, was denn so Spannendes in der Nähe ist, wenn Frauchen ruft, anstatt direkt zu kommen. Nun ja, also rief ich sie fortan öfter in allen möglichen Situationen auch ohne dass sie angeleint wurde oder etwas für sie so Spannendes wie ein Reh in der Nähe war. 

Probleme bewältigen – ich rufe, er kommt nicht…

Rufe ich und mein Hund ignoriert mich geflissentlich, so sollte ich eines NIEMALS tun: Ihm hinterherlaufen! Das ist für ihn eher die Aufforderung für das wunderbare „Fang-mich-doch“-Spiel, auf das wir in dieser Situation niemals eingehen sollten.

 Was bei meinen Hunden fast immer gut funktioniert hat ist einfach mich umzudrehen und konsequent wegzugehen. Um die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen, kann ich dabei lustig laufen, in die Hände Klatschen, Pfeifen, seinen Namen rufen, mich zum "Affen machen". Wenn er dann kommt: fröhlich loben!

Natürlich gibt es Hunde, bei denen auch dies nicht funktioniert. Dann kann es eine gute Idee sein, sich professionelle Hilfe in Form von Einzeltrainings oder bei einer guten Hundeschule, einem guten Hundeverein zu holen.

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