Gesundheit

Urolithiasis (Harn- und Blasensteine) beim Hund

Viele wissen nicht, dass sich Harnsteine sehr in ihrer Zusammensetzung, Ursache, Lage und Größe unterscheiden. Die meisten Harnsteine sind in der Blase zu finden und werden Blasensteine genannt. Die jeweilige Therapie kann sich stark nach Art des Harnsteines und seiner Größe und Lage unterscheiden. Im Grunde können alle Hunde von Harnsteinen betroffen sein, doch manche Hunderassen haben genetisch bedingte Erkrankungen, die die Bildung von Harnsteinen begünstigen.

Hunde mit Harnsteinen haben häufig Probleme beim Urinieren

Beschreibung, Definition

Das ist Urolithiasis (Harnsteine) beim Hund

Mit Urolithiasis wird die Bildung von Harnsteinen (medizinisch: Urolithen) bezeichnet. Aus mineralhaltigen Ablagerungen des Urins können sich zunächst Kristalle und dann Grieß oder gar Steine entwickeln. Sie können sich in der Niere, in den Harnleitern, der Harnröhre oder in der Harnblase bilden und auch mit dem Urin in den Harnwegen wandern. Die zunächst winzigen Kristalle können sich zu Grieß und nach und nach zu größeren Steinen entwickeln. Sie können durch Abflussströrungen des Urins zu Entzündungen (Blasenentzündung, Harnwegsinfektionen) oder bei größeren Steinen zu starken Schmerzen und Blockaden führen. Spätestens dann treten Symptome auf und ein Tierarzt sollte aufgesucht werden.

Harnsteine können sich beispielsweise in der Harnröhre festsetzen und sie verstopfen, was ein schmerzhafter medizinischer Notfall sein kann. Die meisten Harnsteine befinden sich jedoch in der Blase (Harnblase), weshalb man dann von Blasensteinen spricht. Harnsteine können von der Niere (Nierensteine), in die Harnleiter (Harnleitersteine) bis in die Harnblase (Blasensteine) transportiert werden.

Symptome

Wie äußert sich Urolithiasis beim Hund?

Urolithiasis muss sich in den ersten Jahren beim Hund noch gar nicht bemerkbar machen. Während sich Kristalle oder Grieß festsetzen haben die wenigsten Hunde schon Symptome. Erst wenn die Kristalle und der Grieß zu Steinen heranwachsen oder sehr zahlreich sind, führen sie zu Symptomen wie:

  • Häufiger oder verstärkter Harndrang, aber erfolglos, es kommen nur Tröpfchen
  • Mögliche Nierenkoliken (starke, anfallsartige Schmerzen)
  • Blut im Urin
  • Schmerzen beim Wasserlassen: Krümmung oder Winseln beim Urinieren aufgrund der Schmerzen
  • Aufgeblähter Bauch möglich Steins ermittelt werden kann.

Diagnose

Wie werden Harnsteine beim Hund diagnostiziert?

Der Tierarzt wird zunächst eine allgemeine Untersuchung des Hundes vornehmen und aufgrund der geschilderten Symptome und ggf. der Prädisposition der jeweiligen Rasse eine Röntgen- und Ultraschalluntersuchung vornehmen. Viele Harnsteine können erst im Ultraschall sauber erkannt werden.

Die Untersuchung von Urin und Blut kann weitere Aufschlüsse geben, ob eine Urolathiasis vorliegt.

Nach einer OP werden die entfernten Harnsteine zu einer Laboranalyse eingeschickt, damit die genaue Zusammensetzung des Steins ermittelt werden kann.

Therapie & Behandlung

Behandlung von Harnsteinen (Urolithiasis) beim Hund

Viele Steine sind so klein, dass sie ohne eine Behandlung innerhalb von einigen Tagen oder Wochen zur Blase wandern und mit dem Urin ausgeschieden werden. Bewegung, viel Wasser und ggf. Schmerzmittel können ausreichen, damit sie abwandern. Bei mittleren Steinen können Medikamente, die die Muskulatur entspannen, dabei helfen, die Steine auszuscheiden.

Größere Steine können im Ausgang des Nierenbeckens stecken bleiben oder langsam durch den Harnleiter wandern und starke Schmerzen verursachen. Harnleiter haben Engstellen, wo sie in die Harnblase münden. Sie können durch Schallwellen zertrümmert oder mit einem kleinen operativen Eingriff unter Narkose entfernt werden.

Es gibt mehrere unterschiedliche Arten von Kristallen/Steinen, die unterschiedlich behandelbar sind und für die unterschiedliche Hunderassen prädestiniert sind. Im Wesentlichen kommen diese fünf Harnsteine am häufigsten vor:

  • Struvitsteine – Struvite (ca. 60%)
  • Oxalatsteine - Calcium Oxalate (15%)
  • Xanthinsteine
  • Cystinsteine (rassespezifische Dispositionen) - Cystinurie
  • Uratsteine (rassespezifische Dispositionen)

Jeder Hund kann Harnsteine entwickeln, aber es gibt Hunderassen, die eine genetische Prädisposition für die Bildung bestimmter Harnsteine haben. Denn es gibt viele unterschiedliche Arten von Harnsteinen, die von den unterschiedlichen Ablagerungen im Urin abhängen. Je nach Zusammensetzung des Harnsteins kann sich die Therapie unterscheiden.

1. Struvit-Harnsteine

Struvit-Steine sind die Harnsteine, die bei Hunden mit Abstand am häufigsten vorkommen. Rund 60% aller Harnsteine bei Hunden sind Struvitsteine. Struvit-Harnsteine bestehen aus Magnesium-Ammonium-Phosphat. Struvit-Steine werden von basischem Urin begünstigt (Kationen überwiegen, wie Calcium, Magnesium, Natrium und Kalium). Insbesondere zu viel Magnesium im Futter kann die Bildung von Struvit-Harnsteinen begünstigen. Häufig treten mit den Struvit-Harnsteinen auch Blasenentzündungen bei Hunden auf.

Therapie und Behandlung

OP oder Auflösung mit Medikamenten

Nur wenige Struvit-Steine, die besonders groß sind oder akut den Hund gefährden können, müssen operiert werden. Denn Struvit-Steine haben den Vorteil, dass sie in den meisten Fällen ohne eine Operation mit der Gabe von Medikamenten aufgelöst werden können.  Hierzu könnt ihr euren Tierarzt oder euren Tierheilpraktiker befragen.

Ziel der Therapie mit Medikamenten ist es, den pH-Wert des Urins aus dem basischen Milieu wieder heraus auf einen pH-Wert von 6,2-6,8 anzusäuern. Dafür können der Tierarzt oder Tierheilpraktiker kann bei Hunden, die gesunde Nieren haben, harnsäuernde Medikamente geben, um den Urin anzusäuern.

Spezial-Diät: Futterumstellung bei Struvit-Steinen

Das Futter kann für den Zeitraum der Therapie so umgestellt werden, dass saure Futtermittel überwiegen: Es können mehr Fleisch und Getreide gefüttert werden, während Gemüse und Obst etwas heruntergefahren werden.  Eventuell gegebene Mineralstoffzusätze sollten während der Therapie in der Fütterung abgesetzt werden. Mit Hagebuttenpulver könnt ihr den Harn ansäuern.

Flüssigkeitsaufnahme erhöhen

Wie bei allen Harnsteinen ist es wichtig, dass der Hund sehr, sehr viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Dies kann dadurch erreicht werden, dass das Wasser mit etwas Milch oder Sahne versetzt wird und dass dem Futter verstärkt Wasser dazu gegeben wird.

Blasenentzündung behandeln

Die oft parallel auftretende Blasenentzündung kann meist sehr gut mit pflanzlichen Heilmitteln und sehr viel Flüssigkeit innerhalb von wenigen Tagen geheilt werden, so dass keine Antibiotika notwendig sind. Fragt euren Tierarzt oder Tierheilpraktiker am besten einmal danach. Beispielsweise könnt ihr eurem Hund Blasentee geben und die Trinkmenge durch Beigabe von Milch oder Sahne erhöhen. Natürlich solltet ihr auch öfter mit ihm Gassi gehen, damit die Blase gut durchgespült wird. Pflanzliche Antibiotika wie Angocin und Goldrute können sehr gut bei einer Blasenentzündung angewendet werden. Danach könnt ihr beispielsweise mit Echinacea das Immunsystem eures Hundes wiederaufbauen.

Häufig betroffene Hunderassen

Struvitsteine können bei allen Hunden vorkommen. Bei den folgenden Hunderassen kommen Struvit-Steine jedoch noch etwas häufiger vor:

2. Calcium-Oxalat-Harnsteine

Calcium-Oxalat-Steine bestehen (Nomen est Omen) aus Calziumoxalat, das Calciumsalz der Oxalsäure ist und zu den Oxalaten gehört. Häufig ist es ein Bestandteil von Nierensteinen. Nach den Struvitsteinen sind Calcium-Oxalat-Steine die Harnsteine, die am zweithäufigsten vorkommen. Rund 15% der Harnsteine des Hundes sind Kalzium-Oxalat-Harnsteine. Calcium-Oxalat-Steine werden von einem sauren Urin begünstigt.

Therapie und Behandlung

Calcium-Oxalat-Steine können leider nicht mit Medikamenten aufgelöst werden. Sie müssen ab einer bestimmten Größe und Lage operativ unter Narkose entfernt werden.

Spezial-Diät: Futterumstellung bei Calcium-Oxalat-Steinen

Durch eine bestimmte Diät kann die Entstehung weiterer Calcium-Oxalat-Steine verhindert werden. Im Urin sollten Calcium und Oxalsäure gemindert werden. Deshalb sollten Futtermittel, die viel Oxalsäure, Calcium oder Salz enthalten, vermindert werden.

Daher sollten Futtermittel, die viel Oxalsäure enthalten, gemindert werden. Oxalsäure kommt in den folgenden Lebensmittel verstärkt vor:

  • Spinat
  • Mangold
  • Rote Beete
  • Tierisches Eiweiß
  • Salz (fördert die Calciumausscheidung)

Häufig betroffene Hunderassen

Bei folgenden Hunderassen kommen Kalziumoxalatsteine häufiger vor als bei anderen Hunderassen:

3. Cystinsteine durch Cystinurie

Cystinsteine sind genetisch bedingt und werden vermutlich autosomal-rezessiv vererbt. Sie entstehen nur bei Hunden, die unter Cystinurie leiden. Cystinurie ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Aminosäure Cystin vermehrt über den Urin ausgeschieden wird.

Da Cystin nur sehr schwer in Wasser löslich ist, entwickeln sich Cystinkristalle, die sich zunächst zu sogenanntem Grieß entwickeln und danach zu Steinen heranwachsen können. Cystinsteine bilden sich bevorzugt im leicht sauren Milieu.

Häufig kommt es bei betroffenen Hunderassen erst im Alter von 3-5 Jahren zu den ersten Symptomen.

Therapie und Behandlung

Cystinsteine können leider nur selten mit Medikamenten aufgelöst werden. In sehr schweren Fällen können die Cystinsteine sich so stark in der Blase ansammeln, dass sie operativ entfernt werden müssen, da sie den Abfluss des Urins blockieren und damit zu Blasenentzündungen und einem sehr schmerzhaften Harnstau führen können.

Cystinsteine werden mit einer Spezial-Diät behandelt. Ohne eine Diät in Kombination mit erhöhter Wasseraufnahme können die Nieren sehr stark geschädigt werden. Ziel der Diät ist es, die Ausscheidung von Cystin im Urin zu senken. Dafür muss die Vorstufe von Cystin, das Methionin im Futter vermindert werden. Methion ist eine Aminosäure, die in Eiweißen zu finden ist, weshalb der Fleischanteil im Futter zugunsten von Getreide, Gemüse und Obst gesenkt werden sollte. Innereien, Eier und alle Milchprodukte sind bei betroffenen Hunden tabu. Damit kein Mangelerscheinungen bei dieser Ernährung auftreten, sollten insbesondere Vitamin C und die B-Vitamine zusätzlich gefüttert werden. 

Unterstützend kann der Urin mithilfe von pflanzlichen Präparaten oder Medikamenten alkalisiert werden.

Erhöhte Flüssigkeitsaufnahme

Wie bei allen Harnsteinen, so sollte auch bei den Cystinsteinen die Flüssigkeitsaufnahme des Hundes drastisch erhöht werden. Dies kann beispielsweise über das Futter und natürlich über Wasser erfolgen. 

Häufig betroffene Hunderassen

Bei den folgenden Hunderassen treten Cystinsteine häufiger als bei anderen Hunderassen auf:

4. Uratsteine durch Hyperurikosurie

Uratsteine entstehen bei Hunden, die unter Hyperurikosurie leiden. Hyperurikosurie ist eine genetisch bedingte krankhafte Veränderung des Purinstoffwechsels. Bei betroffenen Hunden können sich daher Uratsteine bilden.

Hyperurikosurie ist genetisch bedingt und wird autosomal-rezessiv vererbt. Die Krankheit bricht nur dann aus, wenn sie von beiden Elternteilen vererbt wird. 

Uratsteine können insbesondere durch eine purin- und eiweißarme Diät bei von Hyperurikosurie betroffenen Hunden vermieden werden. Fast alle Dalmatiner sind von dieser Erkrankung betroffen. 

Lese-Tipp: Hyperurikosurie (HUU) und Uratsteine.

Häufig betroffene Hunderassen

Die genetisch bedingte Hyperurikosurie kommt insbesondere beim Dalmatiner vor. Doch auch weitere Hunderassen können von der Erkrankung häufiger betroffen sein:

5. Xanthinsteine

Die Entstehung von Xanthinsteinen ist bei Hunden sehr wahrscheinlich genetisch bedingt und wird autosomal-rezessiv vererbt. Ein Hund erkrankt nur dann, wenn beide Eltern Träger des krankhaften Gens sind.

Häufig betroffene Hunderassen

Ursachen/Vorbeugung

Die Ursachen für die Bildung von Harnsteinen

Je nach Art des Harnsteines gibt es auch unterschiedliche Gründe für die Entstehung der Harnsteine. Doch die folgenden Faktoren begünstigen Harnsteine generell:

  • Geringe Wasseraufnahme
  • Trockenfutter (da geringerer Feuchtigkeitsgehalt, wenn Hund weniger trinkt)
  • Genetische Disposition (beispielsweise Uratsteine und Hyperurikosurie)
  • Stoffwechselerkrankungen, Erkrankungen der Schilddrüsen
  • Angeborene Fehlbildung der Niere
  • Bakterielle Infektionen wie beispielsweise chronische Blasenentzündungen
  • Falsche Fütterung mit beispielsweise zu vielen Mineralstoffen, die wiederum einen falschen pH-Wert im Urin begünstigen (pH-Wert sollte nüchtern zwischen 6,2-6,8 liegen). Säure-Basen-Haushalt sollte ausgeglichen sein, damit der pH-Wert des Urins optimal ist. Ein falscher pH-Wert (zu sauer oder zu basisch/alkalisch) kann Harnsteine begünstigen. Urin wird sauer, wenn Anionen (Phosphor, Schwefel, Chlor) überwiegen, Urin wird basisch, wenn Kationen (Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium) überwiegen.
  • Entwässernde Medikamente
  • Stress

Harnsteinen vorbeugen

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich weitere Harnsteine bilden. Doch ihr könnt einiges tun, um die Bildung zu verhindern und die Bildung gleichzeitig durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen rechtzeitig erkennen und frühzeitig behandeln.

Nach der genauen Diagnose der Harnsteine, des Urins und des Blutes kann eine entsprechende Diät des Hundes helfen, die Bildung von Harnsteinen zukünftig zu vermeiden.

Einmal betroffene Hunde sollten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen, damit erneute Harnsteinbildung frühzeitig erkannt wird.

Viel Flüssigkeit hilft

In jedem Fall ist es hilfreich, die Flüssigkeitszufuhr eures Hundes zu erhöhen. Dies könnt ihr sowohl über die Fütterung von frischem Futter als auch durch Nassfutter erreichen.

Es ist sinnvoll, Trinknäpfe in mehreren Räumen aufzustellen und dem Hund frisches Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Um die Trinkmenge zu steigern könnt ihr für euren Hund leckere Zusätze dazu geben wie beispielsweise etwas Milch oder einen kleinen Schuss Sahne.

Häufige Gassigänge: Was rein kommt will auch wieder raus

Damit Blase und Nieren gut durchgespült werden, sollte euer Hund nicht nur viel Flüssigkeit erhalten, sondern diese in möglichst vielen Gassigängen auch schnell wieder loswerden. Es ist nicht günstig, wenn sich der Urin zu lange in der Blase befindet.

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