Gesundheit

Epilepsie (Krampfanfälle) – wenn das Gehirn verrücktspielt

Dieser Hund liegt nur entspannt herum, doch bei einem epileptischen Anfall fallen die meisten Hunde um

Jeder hat eine Vorstellung von Epilepsie und den damit verbundenen Krampfanfällen. Aber was Epilepsie eigentlich ist und welche Formen, Ursachen und Therapieformen es geben kann, ist wenigen bekannt.

Unter Epilepsie werden Krampfanfälle verstanden, die durch eine Funktionsstörung des Gehirns in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen beim Hund auftreten. Dabei gibt es verschiedene Arten von Anfällen, unterschiedliche Ursachen und neben Medikamenten noch weitere Therapiemöglichkeiten. Die meisten Anfälle sind kurz und werden von Hunden relativ schnell überwunden, trotz des Kraftaufwandes. Manche werden von uns Haltern gar nicht als epileptische Anfälle wahrgenommen. Dauern die Krampfanfälle jedoch zu lange an oder kommen sie häufig und direkt hintereinander vor, können sie lebensgefährlich für den Hund werden und es muss sofort gehandelt werden.

Beschreibung, Definition

Epilepsie beim Hund

Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns und eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, von der rund 1-2% aller Hunde betroffen ist.   

Epilepsie sind anfallsartige Krämpfe, die durch eine unnormal starke Steigerung der elektrischen Aktivität im Großhirn, einem wesentlichen Teil des zentralen Nervensystems, entstehen. Genauso plötzlich wie der Krampfanfall jedoch beginnt, endet er meistens auch wieder. Bei den meisten epileptischen Anfällen verliert der Hund das Bewusstsein ("Grand Mal") und die Anfälle wiederholen sich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen wieder.

Epilepsie wurde früher aufgrund des plötzlichen Verlustes des Bewusstseins und dem damit verbundenen Umfallen auch "Fallsucht" genannt. Da oft das vegetative Nervensystem von dem Krampfanfall betroffen ist, das für Abläufe im Körper zuständig ist, die nicht durch den Willen steuerbar sind, treten häufig auch starkes Speicheln und Urin- und Kotabsatz während des Krampfanfalles auf. Wenn mindestens zwei dieser plötzlich auftretenden Krampfanfälle ohne eine vorausgehende erkennbare Ursache auftreten, spricht man von Epilepsie.

Symptome

Wie äußert sich Epilepsie beim Hund?

Es gibt sehr unterschiedliche Arten von epileptischen Anfällen, wobei die Mehrheit der Anfälle sehr ähnlich abläuft. In der Regel liegt die Dauer der epileptischen Anfälle zwischen wenigen Sekunden bis wenige (1-3) Minuten. Lediglich in Notfällen kommt es zu längeren Anfällen oder zu Dauerkrämpfen, aus denen sich der Hund nicht mehr ohne eine sofortige Nothilfe befreien kann.

Anfallsarten der Epilepsie

80% der Anfälle sind "generalisierte tonisch-klonische Anfälle"

Bei der generalisierten Epilepsie sind beide Großhirnhälften beteiligt und daher ist der ganze Hundekörper von den Krampfanfällen betroffen. Diese Art der epileptischen Anfälle ist mit ca. 80% der bei weitem am häufigsten vorkommende Fall. Man vermutet, dass sich diese generalisierten Anfälle aus sogenannten fokalen Anfällen, bei denen nur ein Teil des Großhirns beteiligt ist, entwickeln. Was aber bedeutet "tonisch-klonisch"?

Von extremer Anspannung zu Bewusstlosigkeit & Muskelzuckungen

Tonische Phase

Generalisierte tonisch-klonische Anfälle sind die Mehrzahl der epileptischen Anfälle bei Hunden. Die meist erste Phase des Anfalls wird als tonisch bezeichnet (griechisch tonos=Spannung) und meint damit die Anspannung und Versteifung der Muskeln. Der Körper wird plötzlich steif, da alle Muskeln extrem angespannt werden. Es kommt danach in vielen Fällen zur Bewusstlosigkeit.

Klonische Phase

Im Anschluss folgt klassischer Weise die sogenannte "klonische Phase" (griechisch klonos=heftige, ruckartige Bewegung). In dieser Phase kommt es bei den Hunden zu krampfartigen Zuckungen des Körpers, da sich die Muskeln in dieser Phase abwechselnd an- und entspannen.

Es können aber auch in selteneren Fällen rein tonische (Versteifung der Muskeln) oder rein klonische Anfälle (krampfartige Zuckungen durch abwechselndes an- und Entspannen der Muskeln) vorkommen, die wiederum mit oder ohne Verlust oder Beeinträchtigungen des Bewusstseins auftreten können.

Ein Beispiel für eine myoklonische Epilepsie ist die Lafora-Epilepsie bei beispielsweise dem Beagle. Hierbei handelt es sich um einen Defekt im Glykosestoffwechsel, der angeboren und vererbbar ist. Diese Form der Epilepsie kommt beispielsweise beim Basset, Beagle, Welsh Corgi Cardigan, Chihuahua, Dackel, Französischer Bulldogge, Neufundländer, Welsh Corgi Pembroke häufiger vor. 

Die 3 Phasen der generalisierten tonisch-klonischen Anfälle

Stadium 1 – Aura: Die Zeit vor dem Anfall

Die Vorphase des epileptischen Anfalls wird medizinisch "Aura" (griech. Windhauch) genannt. Stunden oder auch Tage vor einem Anfall können Hunde bereits Verhaltensänderungen zeigen. Manche Hunde ziehen sich zurück und verstecken sich, andere dagegen suchen verstärkt deine Aufmerksamkeit. Oft werden Unruhe, das Lecken von Lippen, verstärktes Speicheln und auch Urinieren bemerkt. Manche Hunde bellen übermäßig ohne Anlass.

Stadium 2 – Iktus: Der Anfall

Der Anfall (Iktus) beginnt sehr plötzlich und die gesamte Muskulatur des Hundes beginnt sich krampfartig zu versteifen. Oft fallen die Hunde mit ausgestreckten Beinen um und verlieren das Bewusstsein. Dabei kann es zu krampfartigen Muskelzuckungen, Paddel- und Kaubewegungen kommen. Kiefernschlagen, Lautäußerungen. Ein Urinieren oder Koten sind bei Anfällen nicht selten. Ein starkes Speicheln und Winseln kann vorkommen. Diese Anfälle dauern zwischen wenigen Sekunden bis zu 3 Minuten vorbei und es sterben kaum Nervenzellen im Gehirn ab, so dass keine Folgen zu erwarten sind.

Es treten motorische, autonome und sensible Funktionsstörungen sowie ein verändertes Bewusstsein auf mit den folgenden Symptomen:

  • Krampfanfall mit Umfallen
  • Bewusstseinsverlust
  • Heftige Muskelzuckungen
  • Kieferschlagen
  • Lautäußerungen
  • Starkes Speicheln
  • Harnabsatz
  • Kotabsatz 

Stadium 3 – Erschöpfung nach dem Anfall

In diesem Stadium sind die Hunde meist sehr erschöpft von der Kraftanstrengung und noch nicht wieder ganz bei sich. Manche Hunde kommen nach wenigen Minuten wieder voll zu sich, andere leiden noch Stunden unter Einschränkungen wie Steifheit, Bewegungsstörungen, Sehstörungen und starkem Hunger und Durst. Wesensveränderungen wie beispielsweise Aggression oder Angst möglich.

Fokale Anfälle (Partielle Anfälle) – Nur ein Teil des Körpers

Bei der partiellen oder fokalen Epilepsie tritt der elektrische Kurzschluss nur in einzelnen Teilen des Gehirns auf und äußert sich lediglich in einigen Körperstellen. Wenn keine Bewusstlosigkeit auftritt, werden diese epileptischen Anfälle nur selten von uns Haltern als solche erkannt. Sie treten allerdings mit ca. 20% der Fälle sehr viel seltener auf.

Bei partiellen Anfällen sind nur Teile des Körpers von dem Krampfanfall betroffen, so beispielsweise nur das Maul oder eine Pfote. Dies ist abhängig davon, welcher Teil des Großhirns von der Störung betroffen ist. Hier unterscheidet man einen einfach-fokalen Anfall bei vollem Bewusstsein, von einem komplex-fokalen Anfall, bei dem es zur Bewusstlosigkeit kommt.

Es kann bei einem fokalen Anfall zu einer Reihe von Symptomen kommen, die oft aber gar nicht mit einem möglichen epileptischen Anfall in Verbindung gebracht werden:

  • Zucken einzelner Gliedmaßen, der Lefzen oder der Muskeln
  • Hund schnappt in die Luft
  • Unmotiviertes Bellen
  • Unmotiviertes Kauen
  • Unruhe
  • Speicheln
  • Erbrechen
  • Tremor (Zittern, Zuckungen)
  • Gesichtszuckungen
  • Erweiterte Pupillen
  • Bewegungsstörungen
  • Angst
  • Starrer abwesender Blick
  • Abnormes Schnüffeln
  • Reduziertes Bewusstsein
  • generell auffälliges Verhalten

Lebensbedrohliche Notfälle: Status epilepticus & Serienanfälle

Während die meisten epileptischen Anfälle nach wenigen Sekunden oder Minuten vorbei sind und für den Halter sehr erschreckend aussehen, wird nach diesen Anfällen meist keine sofortige medizinische Notbehandlung notwendig. Ihr solltet natürlich grundsätzlich nach einem ersten Anfall immer einen Tierarzt aufsuchen und genau dokumentieren, was passiert ist. 

Doch es gibt zwei Arten von Anfällen, die eine lebensbedrohliche Notfallsituation darstellen, bei der ihr sofort mit eurem Hund einen Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen solltet, da euer Hund intensiv behandelt werden muss. Wenn ihr bereits in Behandlung wegen Epilepsie mit eurem Hund seid, wird euch euer Tierarzt hier genau aufklären und euch entsprechende Medikamente mitgeben. 

Selten dauern die epileptischen Anfälle länger als 2 Minuten, aber wenn ein Anfall länger als 5 Minuten dauert oder eine Reihe von mehreren epileptischen Anfällen innerhalb kurzer Zeit erfolgen, bedeutet dies absolute Lebensgefahr für den Hund. Dies ist immer ein medizinischer Notfall für die Intensivstation und ihr solltet sofort einen Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen. Denn diese langen Anfälle können den Körper stark schädigen und zu bleibenden Hirnschäden führen. 

Status epilepticus (Dauerkrampf)

Beim Status epilepticus schafft es der Körper nicht, den Krampfanfall zu beenden. Dauert ein Krampfanfall länger als 5 Minuten, während der Hund bewusstlos bleibt, so handelt es sich um einen lebensgefährlichen Notfall für den Hund, der dringend medizinisch behandelt werden muss.  (Fieber, Absinken des Blutzuckers, Dehydrierung (Austrocknung), Absinken des Blutdrucks, Herzprobleme, Lungenödeme, Übersäuerung des Blutes, Auflösung von Muskelfasern, Flüssigkeitsansammlungen im und mögliches Absterben des Gehirns.

Der Krampfanfall muss schnellstmöglich durch Medikamente gestoppt werden und der Hund danach in der Intensivmedizin beobachtet und betreut werden.

Nach einem Anfall sind Hunde häufig noch für Tage müde, depressiv, besonders hungrig und durstig oder können eine Art Hyperaktivität zeigen.

Serienanfälle - Cluster

Treten zwei oder mehrere Krampfanfälle innerhalb kurzer Zeit (Sekunden, Minuten) hintereinander auf, zwischen denen der Hund das Bewusstsein wieder erlangt, spricht man von einem Cluster.

Ursachen

Was sind die Ursachen der Epilepsie beim Hund?

Es wird vermutet, dass eine Form der Epilepsie genetisch bedingt und angeboren ist. Epilepsie kann sich aber auch im Laufe des Hundelebens erst entwickeln und aufgrund anderer Erkrankungen entstehen.

Dabei werden je nach Ursache drei Hauptformen der Epilepsie unterschieden:

1. Primäre Epilepsie - Idiopathische Epilepsie – Genetische Epilepsie

Über die Hälfte aller Epilepsien wird beim Hund als idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) bezeichnet. Das Gehirn der Hunde weist keine Veränderungen auf und es kommen keine weiteren Symptome zwischen zwei Anfällen vor.

Genetische Epilepsie

In diesen Fällen wird ein genetischer Hintergrund vermutet, weshalb betroffene Hunde nicht für die Zucht verwendet werden sollten. 

Es werden beispielsweise Studien zur Ursache der Epilepsie bei häufiger betroffenen Hunderassen wie Irish Settern, Labrador Retrievern, Berner Sennenhunden, Wolfsspitzen und Tervueren (Belgischen Schäferhunden) durchgeführt.

Gentests für Epilepsie

Es liegen jedoch bisher nur wenige genetische Tests für Epilepsie vor, um an Zuchthunden die genetische Veranlagung der Epilepsie herauszufinden und für die Zucht auszuschließen. So gibt es beispielsweise für die folgenden Formen der Epilepsie für betroffene Hunderassen bereits Gentests: 

Juvenile myoklonische Epilepsie

Bei Rhodesian Ridgebacks wurde bereits ein Gendefekt entdeckt, der für eine früh beginnende Form der Epilepsie verantwortlich ist: Die Juvenile myoklonische Epilepsie (JME). Diese tritt zum Glück nur auf, wenn beide Elterntiere Träger dieses Gens sind (autosomal-rezessive Vererbung).

Lafora-Epilepsie

Auch beim Beagle ist die sogenannte Lafora-Epilepsie eine genetische Erkrankung, bei der Glucose nicht in Glycogen umgewandelt werden kann und zu Krampfanfällen führt. Im Beagle Club Deutschland e.V. besteht seit 2018 eine Pflicht für den seit 2017 bestehenden Gentest, um eine Ausbreitung dieser Krankheit zu vermeiden. Das Lafora-Syndrom ist auch beim Basset, Corgis, Chihuahuas, Dackeln, Französischen Bulldoggen und Neufundländern bekannt. 

Juvenile Epilepsie

Beim Lagotto Romagnolo ist eine Form der Epilepsie bekannt, die bereits bei sehr jungen Hunden mit 5-12 Wochen auftritt: Die Juvenile Epilepsie (JE). Die Symptome sind meist milde und verschwinden im Alter von 3 Monaten meist vollständig. Auch diese Form der Epilepsie kann in einem Gentest nachgewiesen werden. 

2. Sekundäre Epilepsie – Strukturelle Epilepsie

Weitere mögliche Ursachen für Krampfanfälle können Erkrankungen des Großhirns sein, wie Infarkte, Blutungen, Hirnhautentzündungen, Tumore oder angeborene Anomalien. Der häufig bei Chihuahuas oder Yorkshire Terriern vorkommende Wasserkopf ist beispielsweise eine dieser Anomalien.

Doch auch Verletzungen mit Schädel-Hirn-Traumen können Ursache einer Epilepsie sein. Die Hündin einer Freundin bekam beispielsweise nach dem Huftritt eines Pferdes am Kopf epileptische Anfälle in regelmäßigen Abständen.

3. Metabolische (organische) Ursachen der Epilepsie

Bei dieser Form der Epilepsie lösen organische Erkrankungen die Krampfanfälle aus. Es können beispielsweise Stoffwechselerkrankungen, Störungen des Elektrolythaushalts (portosystemischer Shunt), Unterzuckerungen (Hypoglykämien), Schilddrüsenunterfunktionen oder Leber- oder Nierenfunktionsstörungen vorliegen. Weitere Ursachen können Veränderungen des Calciumspiegels im Blut sein.

Ebenso können entzündliche Erkrankungen wie Toxoplasmose (eher selten beim Hund), Staupe, Enzephalitis (Entzündungen des zentralen Nervensystems) oder Ehrlichiose (Infektion durch Parasiten) ursächlich für Krampfanfälle sein.

Giftstoffe als Auslöser

Die Aufnahme von Giftstoffen steht in der Medizin unter Verdacht, eine organische Epilepsie auslösen zu können. Hiermit sind beispielsweise Gifte gegen Ungeziefer, Pilze oder Unkräuter gemeint wie z.B. Carbamaten, Organophosphaten, Metaldehyd, Strychnin, Zinkphosphid.

Ebenso ist nicht auszuschließen, dass Impfstoffe, die Schwermetalle wie Aluminium oder Quecksilber enthalten, einen Anfall auslösen können. Einige Tierärzte vermuten auch eine Ursache in Nervengiften, wie sie beispielsweise in Antiparasitika vorkommen oder in künstlichen Futterzusätzen wie Konservierungs- oder Aromastoffen.

Diagnose

Wie wird Epilepsie beim Hund diagnostiziert?

Epilepsie wird meist aufgrund des Erscheinungsbildes und mithilfe von Ausschlüssen anderer Erkrankungen diagnostiziert. Der Tierarzt wird euch genau nach den Symptomen des Krampfanfalles befragen. Deshalb ist es so wichtig, jeden Anfall genau zu protokollieren. Sehr hilfreich sind für den Tierarzt auch Videoaufnahmen des Anfalls. Wisst ihr, ob auch Geschwister eures Hundes epileptische Anfälle haben? Hatte euer Hund Unfälle, die den Kopf betreffen? Stammt euer Hund aus dem Ausland?

Es erfolgen durch den Tierarzt neurologische Untersuchungen, um andere Ursachen für die Krampfanfälle auszuschließen.

Um zwischen einer Epilepsie und einer anderen Erkrankung zu unterscheiden, wird der Tierarzt Faktoren wie Alter, Rasse und Symptome in Betracht ziehen, um dann weitere Untersuchungen zum Ausschluss anderer Erkrankungen vorzunehmen.

Um metabolische Ursachen auszuschließen nehmen Tierärzte ein komplettes Blutbild, in dem auch der Säure-Basen-Haushalt, sowie der Elektrolyt-Haushalt untersucht werden. Mithilfe eines Leberfunktionstests können organische Leberprobleme ausgeschlossen werden.

Um zwischen einer genetischen oder einer strukturellen Epilepsie zu unterscheiden, können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT strukturelle Änderungen im Gehirn wie Tumore oder Wasseransammlungen und Entzündungen anzeigen.

Sind sowohl die metabolische Epilepsie, als auch die strukturelle Epilepsie ausgeschlossen, ist von einer genetisch bedingten Epilepsie auszugehen.

Bei milden Anfällen kann es sein, dass ihr diese gar nicht als epileptische Anfälle bei eurem Hund erkennt. Bevor ihr den Tierarzt erreicht, wird euer Hund sehr wahrscheinlich wieder normal sein, aber es ist wichtig, dass ihr dem Tierarzt die Symptome genau beschreiben könnt.

Wichtig ist auch die Frage, ob dein Hund bestimmten Giften ausgesetzt gewesen sein kann oder eine Kopfverletzung erlitten hat.

Auch die Häufigkeit der Anfälle spielt eine Rolle in der Diagnostik. Während einige wenige Anfälle im Jahr auf eine idiopathische Epilepsie hinweisen, können sehr häufiges und plötzliches Auftreten von Anfällen Hinweise auf eine andere Erkrankung sein.  

Therapie & Behandlung

Behandlungsmöglichkeiten &Therapien der Epilepsie

Die Behandlung der Epilepsie ist abhängig von der Häufigkeit und Art der Anfälle als auch von ihrer Ursache. Während seltene und milde Anfälle oft gar keine Behandlung benötigen, müssen starke Anfälle oder der Status Epilepticus sofort in die Notfall-Behandlung durch einen Tierarzt.

Wenn der Epilepsie keine anderen Erkrankungen zugrunde liegen, die behandelt werden müssen, können ggf. regelmäßige Medikamentengaben (Anti-Epileptika) vom Tierarzt verschrieben werden. Dies ist meist der Fall, wenn die Anfälle häufiger als einmal monatlich auftreten oder bereits große Anfälle stattgefunden haben.

Wie verhalte ich mich bei einem epileptischen Anfall meines Hundes?

Das Wichtigste ist, während eines epileptischen Anfalls bei deinem Hund Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass der Hund sich während des Anfalls nicht verletzen kann.  Das ist natürlich gar nicht so einfach, da so ein Anfall sehr dramatisch und erschreckend sein kann. Ihr solltet euren Hund während des Anfalls möglichst nicht anfassen oder versuchen, ihn aus der Bewusstlosigkeit aufzuwecken, denn er kann in dieser Phase nicht reagieren und sein Körper muss gerade sehr viel leisten.

Sollte es sich um einen Notfall wie einen Status epilepticus (lang anhaltender epileptischer Anfall) oder um einen Serienanfall handeln, solltet ihr sofort den nächsten Tierarzt oder die nächste Tierklinik aufsuchen. Am besten ruft ihr dort vorher an, damit auch wirklich jemand dort ist. Euren Hund legt ihr am besten auf eine Decke oder eine Jacke, um ihn dann – sofern möglich – mit mehreren Menschen tragen zu können, ohne den Hund stark anfassen zu müssen.

Solltet ihr bereits von eurem Tierarzt Medikamente erhalten haben, die ihr im Notfall anwenden könnt, so solltet ihr diese so schnell wie möglich verwenden. Bei schwereren Anfällen wird beispielsweise eine Diazepam-Rektaltube angewendet, die der Halter eines gefährdeten Hundes immer parat haben sollte und sofort anwenden kann, um die Krämpfe zu lösen. 

Vorsicht: Steckt nicht die Hand in das Maul eures Hundes, da es durch das zuckende Kiefernschlagen zu unbeabsichtigten Bissverletzungen kommen kann.

Nach dem Anfall sind die Hunde meist sehr erschöpft und bleiben noch benommen liegen, stehen dann wackelig auf und sind desorientiert, unruhig oder manche sogar aggressiv. Auch in dieser Phase solltet ihr darauf aufpassen, dass sich euer Hund nicht verletzen kann oder vor lauter Hunger irgendwelche Gegenstände aufnimmt. Da so ein Anfall sehr viel Energie verbraucht, werden viele Hunde sehr durstig und hungrig, weshalb ihr ihnen Futter und Wasser anbieten solltet, sobald sie wieder zu Kräften kommen.

Anfallstagebuch führen

Nicht nur bei einer Therapie mit Antiepileptika ist es sinnvoll, die Häufigkeit, Dauer und Symptome der epileptischen Anfälle deines Hundes genau zu dokumentieren. Dazu solltest du ein Anfallstagebuch führen, in das du Datum, Dauer, Stärke und Symptome und die jeweilige Behandlung, Fütterung und Medikation deines Hundes einträgst. So kann dein Tierarzt feststellen, ob eine Therapie anschlägt oder ob ggf. eine Umstellung der Therapie erfolgen sollte. Auch für dich ist so ein Anfallstagebuch sehr hilfreich. 

Medikamente: Antiepileptika

Zunächst muss das richtige Antiepileptikum für deinen Hund gefunden werden. Antiepileptika können leider starke Nebenwirkungen, wie Müdigkeit oder Magen- und Darmprobleme haben. Außerdem schlagen sie leider bei ca. 30% der Hunde gar nicht an. Hunde mit Medikamentenempfindlichkeit MDR1-Gendefekt (Multi-Drug-Resistance) dürfen meist keine Antiepileptika einnehmen. Und leider sind gerade viele Collie-Arten, die häufiger unter MDR1 leiden, von Epilepsie betroffen.

Euer Hund muss zunächst auf das richtige Medikament und die richtige Dosierung eingestellt werden, was einige Zeit dauern kann. Manche von ihnen mit geringeren Nebenwirkungen müssen jedoch sehr pünktlich täglich 2 oder 3 mal gefüttert werden. Eine komplette Anfallsfreiheit ohne Nebenwirkungen wird leider nur sehr selten erreicht. 

Die folgenden Antiepileptika werden bei Hunden zur Therapie von Epilepsie eingesetzt:

  • Phenobarbital

    Leider häufige Nebenwirkungen: starke Müdigkeit, Bewegungsstörungen, Trägheit, Schwindel, vermehrtes Urinieren.
  • Imepetoin

  • Kaliumbromid

    Hier kommen verstärkt Magen-Darm-Probleme bei empfindlichen Hunden oder bei Überdosierung vor. 
  • Diazepam

    Wird meist als Rektal-Tube angewendet, wenn schwere oder lange Anfällen auftreten und sofort gehandelt werden muss. 
  • Levetiracetam

    Dieses Antiepileptikum ist meist besser verträglich, muss aber 3 Mal täglich möglichst zum selben Zeitpunkt gegeben werden.
  • Zonisamid

    Dieses Medikament wird von Hunden oft besser vertragen und 2 Mal täglich möglichst zum selben Zeitpunkt gegeben werden.  

Akupunktur bei Epilepsie

Akupunktur ist eine alternative Heilmethode, die bei Hunden Erfolge bringen kann. Sie wird insbesondere bei ersten leichten Stadien der Epilepsie eingesetzt oder wenn die Hunde nicht auf Medikamente wie Antiepileptika anspringen oder sie gar nicht vertragen. Für eine Behandlung solltet ihr unbedingt einen auf Akupunktur und Epilepsie bei Hunden spezialisierten Tierarzt oder Tierheilpraktiker aufsuchen.

CBD-Tropfen (Cannabidiol) bei Epilepsie

Cannabidiol in CBD Öl kann bei Hunden nicht nur bei Stress, sondern auch bei Epilepsie und krampfartigen Anfällen eingesetzt werden. Bei Epilepsie werden derzeit auch bei Hunden Studien über die Wirksamkeit von CBD zur Verminderung der Häufigkeit der Anfälle als auch einer Milderung der Anfälle vorgenommen. So beispielsweise vom American Kennel Club. Fragt am besten bei einem Tierarzt oder Heilpraktiker eures Vertrauens nach, ob dies eine passende Therapie für euren Hund sein kann und was die richtige Dosierung ist.

Ernährung bei Epilepsie

Eine auf Epilepsie ausgerichtete Ernährung kann sich nach aktuellem Wissensstand sehr unterstützend bei Epilepsie auswirken und die Häufigkeit der Anfälle vermindern. 

Handelt es sich um eine organisch ausgelöste Epilepsie, so ist es sehr leicht nachvollziehbar, dass die Ernährung, den Stoffwechsel, den Elektrolythaushalt, den Säure-Basen-Haushalt als auch den Zuckerspiegel sehr stark beeinflussen kann. 

Die folgenden Punkte sind bei der Ernährung des Hundes mit Epilepsie zu beachten:  

  • Ketogene Diät: Fett statt Kohlenhydrate

    Eine ketogene Diät bedeutet in Kurzform erklärt: Fette und Eiweiße statt Kohlenhydrate zu füttern. Die ketogene Diät zeigt bei Menschen mit Epilepsie sehr gute Ergebnisse, wie Studien gezeigt haben, so dass die Häufigkeit der Anfälle zurück ging und teilweise sogar komplett ausblieb. Sie wird auch von Tierärzten und Ernährungsberatern bei Hunden mit Epilepsie erfolgreich angewendet. In der ketogenen Diät werden sehr hochwertige und leichtverdauliche Proteine gefüttert, alle Kohlenhydrate, die die Blutzuckerspiegel ansteigen lassen, werden gemieden. Der Stoffwechsel stellt sich bei dieser Diät um, so dass Energie aus Fetten gewonnen wird. Für einen Ernährungsplan eures Hundes nach der ketogenen Diät solltet ihr am besten einen Ernährungsberater aufsuchen. 
  • Leicht verdauliche Fette füttern

    Die mittelkettigen Fettsäuren (MCTs) wie Capronsäure, Caprylsäure und die Laurinsäure können von Hunden besser verdaut werden, da nur wenige Enzyme zur Fettspaltung benötigt werden und somit das Fett schnell in Energie umgewandelt werden kann. Mittelkettige Fettsäuren stecken insbesondere in Kokosöl und in geringerem Maße auch in Milchprodukten und Fleisch.
  • Hochwertige & leichtverdauliche Proteine

    Die Hunde sollten besonders hochwertige und hochverdauliche Proteine erhalten. 
  • Kohlenhydrate & Stärke vermeiden

    Stärke und Kohlenhydrate sollten in der Fütterung des an Epilepsie erkrankten Hundes tabu sein.
  • Vitamine und Spurenelemente

    Der Bedarf an Vitamin E- und Zink steigen und deshalb sollten beide zugefüttert werden.
Prognose

Wie ist die Prognose bei Epilepsie beim Hund?

Eine Prognose hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise von der Häufigkeit und Stärke der Anfälle und ihrer Ursache. Natürlich spielen Alter und Allgemeinzustand deines Hundes ebenfalls eine große Rolle.

Durch Medikamente können, sofern sie anschlagen und vertragen werden, die Häufigkeit der Anfälle und die Heftigkeit vermindert werden. Eine völlige Heilung und ein Ausbleiben der Anfälle ist jedoch eher selten der Fall.

In jedem Fall ist es sinnvoll, alternative Therapieformen wie Ernährung, CBD-Öl als auch Akupunktur individuell bei deinem Hund auszuprobieren, da sie eine Minderung der Anfallshäufigkeit bewirken können. 

Verstärktes Auftreten

Hunderassen, die häufiger von Epilepsie betroffen sind

Epileptische Anfälle können bei jeder Hunderasse auftreten. Dennoch gibt es einige Hunderassen, bei denen die idiopathische Epilepsie häufiger auftritt als bei anderen Hunderassen. Dazu gehören:

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