Gesundheit

Progressive Retinaatrophie (PRA) beim Hund

Die Progressive Retinaatrophie ist eine Augenerkrankung, die bei sehr vielen Hunderassen auftreten kann, doch manche Hunderassen wie der Pudel sind anfälliger dafür als andere. PRA ist erblich bedingt und tritt in unterschiedlichen Formen auf. Auf welche Symptome sollte ich achten und wann ist es besser, zum Tierarzt zu gehen? Wie ist der Verlauf der Krankheit und was sollte ich darüber wissen? Leider gibt es auch Folgeerkrankungen, auf die ein an PRA leidender Hund regelmäßig untersucht werden sollte.

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Beschreibung, Definition

Die Progressive Retinaatrophie beim Hund

Die Progressive Retinaatrophie (PRA) ist eine erblich bedingte Augenerkrankung bei Hunden, die bei vielen Hunderassen vorkommen kann. PRA steht für eine ganze Gruppe genetisch bedingter Erkrankungen der Augen, die durch krankhafte Veränderungen der Netzhaut (Retina) entstehen und früher oder später zur vollständigen Erblindung führen können.

Die PRA betrifft immer beide Augen des Hundes. Die Netzhaut enthält die für den Sehprozess wichtigen Zellen, nämlich die Stäbchen (Nachtsicht) und Zapfen (Tagsicht und Farben). Häufig sind zuerst die Stäbchen betroffen, was zur Nachtblindheit führt und im fortschreitenden Stadium auch die Zapfen, was die Erblindung voranschreiten lässt.

Fast jede Hunderasse kann von PRA betroffen sein, jedoch zeigen sich unterschiedliche Formen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei den Hunderassen ausbrechen und sich auch anders vererben. Daher gibt es für die Progressive Retinaatrophie (PRA) bei Hunden derzeit in Deutschland unterschiedliche Gen-Tests, die je nach Hunderasse zur Verfügung stehen. Das Labor für klinische Diagnostik LABOKLIN hat eine Übersicht der Gen-Tests für PRA.

Symptome

So äußert sich eine Progressive Retinaatrophie beim Hund

Die Symptome einer Progressiven Retinaatrophie und ihr zeitliches Auftreten sind abhängig von der jeweiligen Hunderasse und der Form der Progressiven Retinaatrophie:

  1. Früher Erkrankungsbeginn der PRA (Generalized PRA - early-onset)

    Bei dieser Variante der PRA entwickeln sich die Zellen der Photorezeptoren (Sehzellen wie Stäbchen und Zapfen) der Netzhaut bereits in den ersten Wochen nach der Geburt des Welpen krankhaft und degenerieren weiter. Die ersten Symptome dieser Form sind meist Nachtblindheit im frühen Alter von 6 Wochen, die sich bis zum Alter von 1-2 Jahren zur vollkommenen Blindheit entwickelt.

    Je nach Hunderasse entwickelt sich diese Form aber sowohl zeitlich als auch in den Symptomen unterschiedlich. Collies können ihre Sehkraft häufig länger, also bis zum 2. bis 3. Lebensjahr erhalten. Bei Zwergschnauzern entwickelt sich die Nachtblindheit häufig erst ab dem 6.Monat und die Blindheit erst mit 3-4 Jahren. Bei Alaskan Malamutes dagegen entwickelt sich die Tagblindheit mit 8-10 Wochen, Nachtblindheit aber meist gar nicht.

  2. Später Erkrankungsbeginn (Generalized PRA – late-onset)

    Bei dieser Variante der PRA entwickelt sich die Retina mit ihren Funktionen normal und die Hunde zeigen ca. ab einem Jahr erste Anzeichen der Erkrankung, obgleich diese bereits vorher in einem Elektro-Retinogram sichtbar wären. Die Nachtblindheit beginnt je nach Hunderasse zwischen dem 2. und dem 5. Lebensjahr und entwickelt sich meist innerhalb eines Jahres oder später zu einer vollkommenen Erblindung.
  3. Langsame Entwicklung der Erkrankung  (Central PRA – slow development)

    Bei dieser Variante der PRA verringert sich die Sehkraft wesentlich langsamer als bei den anderen beiden Varianten und nicht alle Hunde erblinden vollständig. Da die Erkrankung im Zentrum der Retina liegen, haben betroffene Hunde Probleme, ruhende Objekte bei Helligkeit zu identifizieren.

Diagnose

Diagnose einer Progessiven Retinaatrophie beim Hund

Eine Progressive Retinaatrophie zeigt sich meist nicht in offensichtlichen, äußerlich sichtbaren Veränderungen der Augen. Zu Beginn kann der Hundehalter bemerken, dass sein Hund Schwierigkeiten bekommt, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Sei es, dass der Hund, im Haus an Gegenstände zu stoßen beginnt oder Unsicherheiten beim Spaziergang in der Dunkelheit zeigt, die zuvor nicht bestanden.

Solltest Du also Beeinträchtigungen in der Sicht deines Hundes vermuten, ist es grundsätzlich sinnvoll, einen Tierarzt aufzusuchen. Am besten wählst Du einen Tierarzt, der auf Augenheilkunde (Ophtalmologie) spezialisiert ist oder lässt dich von deinem Haustierarzt beraten. Der Tierarzt kann mit einem Gerät zur Augenspiegelung (Ophtalmoloskop) das Auge auf Beeinträchtigungen untersuchen und hiermit eine Progressive Retinaatrophie feststellen.

PRA lässt sich auch mithilfe eines Elektro-Retinograms (ERG) feststellen, lange bevor der Hund Augenbeeinträchtigungen zeigt. Das ERG ist eine Untersuchung der Netzhaut mittels Lichtreizen, die auf die Netzhaut gesendet und über Elektroden gemessen werden. Diese Untersuchung ist meist nur in Fach-Kliniken zu finden.

Es gibt genetische Tests für die unterschiedlichen Arten von PRA, die bei unterschiedlichen Hunderassen auftreten können. Diese Tests sind sinnvoll für Züchter, damit sie Träger der Progressiven Retinaatrophie von der Zucht ausschließen können. Bei Hunderassen, die eine Prädisposition für diese Augenerkrankung tragen, ist es sinnvoll, beim Züchter vorab einmal nachzufragen, ob diese Tests bei den Zuchthunden vorab gemacht wurden. 

Therapie & Behandlung

Die Progressive Retinaatrophie kann (noch) nicht therapiert werden

Leider gibt es bisher keine Therapie und Behandlung der Progressiven Retinaatrophie. Weder Medikamente noch Operationen können die Erkrankung aufhalten. Sie kann nur durch entsprechende Gentests und den Zucht-Ausschluss der Hunde, die Träger des Gens sind, zukünftig eingedämmt werden.

Für die Form der PRA, die sich über X-Chromosomen vererbt, sollen sogenannte Gen-Therapien in der Forschung erste Erfolge gebracht haben. Diese sind jedoch noch in einem frühen Forschungsstadium (Stand: Januar 2020) und gelten nur für entsprechende Hunderassen, bei denen sich PRA über die X-Chromosomen vererbt. Hierzu gehören z.B. Huskys und Samojeden.

Der Grad der Beeinträchtigung des Sehvermögens des Hundes variiert stark je nach Rasse und der Art der PRA, doch die meisten betroffenen Hunde erblinden letztendlich früher oder später komplett.

Da die Erkrankung jedoch progressiv, also meist langsam zunehmend, entwickelt, hat der Hund die Möglichkeit, sich an diesen Zustand anzupassen. Hunde verfügen sowohl über ausgeprägte Geruchssinne und über ein ausgeprägtes Gehör, wodurch sie das fehlende Augenlicht relativ gut kompensieren können.

Im Falle einer Erblindung kannst Du deinen Hund unterstützen, indem Du z.B. ihm bekannte Spaziergänge mit denselben Routen wählst, ihn möglichst nur bekannten Umgebungen aussetzt und ihm Veränderungen stückweise bekannt machst. Und natürlich solltest Du Geduld mit deinem Hund haben.

Eine nicht seltene Folgeerkrankung ist der Katarakt (Graue Star), der zu einer Linseneintrübung und ebenfalls zu Erblindung führen kann. Da als Folge des Grauen Stars wiederum auch der Grüne Star (Erhöhter Augeninnendruck) auftreten kann, sind jährliche Augenuntersuchungen des Hundes mit PRA sehr wichtig. Der Grüne Star muss behandelt werden, da er sehr schmerzhaft sein kann und unbehandelt zum Verlust des Augapfels führen kann.

Ursachen/Vorbeugung

Was sind die Ursachen einer Progressiven Retinaatrophie beim Hund? 

Du hast nicht die Möglichkeit, einer Progressiven Retinaatrophie bei deinem Hund vorzubeugen.

Da es sich um einen genetisch bedingten Defekt handelt, kann dieser nur über Zuchtauswahl aus zukünftigen Würfen mehr und mehr ausgeschlossen werden.

Die PRA wird je nach Hunderasse unterschiedlich genetisch vererbt mit folgenden Varianten: 

  • Die Progressive Retinaatrophie wird in den meisten Fällen autosomal-rezessiv vererbt, was bedeutet, dass die Krankheit nur dann ausbricht, wenn sie sich auf beiden Chromosomen befindet. Liegt sie nur auf einem Chromosom, bricht PRA nicht aus, aber der Hund ist Träger des Gens und kann sie vererben.
  • Die PRA wird bei sehr wenigen Rassen wie z.B. Mastiffs und Bull Mastiffs autosomal-dominant Es gibt also keine Träger der Krankheit, da sie entweder betroffen oder nicht betroffen sind. Es handelt sich hierbei um eine erst im späteren Altern auftretende Form der Erkrankung, in der der Verlust der Sehkraft erst spät erfolgt.
  • Nur bei sehr wenigen Hunderassen wird diese Augenerkrankung über die X-Chromosomen vererbt, wie z.B. bei Huskys und Samojeden. Bei diesen gibt es erste Gen-Therapie Ergebnisse in der Forschung.

Verstärktes Auftreten bei folgenden Hunderassen

Bei diesen Hunderassen tritt PRA häufiger auf als bei anderen Hunderassen

Die Progressive Retinaatrophie kann im Grunde in der einen oder in der anderen Form bei jeder Hunderasse auftreten. Trotzdem kommt sie bei bestimmten Hunderassen häufiger vor als bei anderen. Bei den jeweiligen Hunderassen gibt es auch unterschiedliche Formen der Vererbung und somit unterschiedliche Gentests.

Insbesondere bei Klein-, Zwerg- und Toy-Pudeln, aber auch bei Settern und Mastiff-Arten, sowie bei Dackeln tritt eine PRA häufiger als bei anderen Hundearten auf.

Hier die weiteren Hunderassen, bei denen PRA im Verhältnis häufiger auftritt:

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